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Go to gate

Christian
Ruch
15.07.17 - 10:00 Uhr
Der beliebeste Ferienort der Schweizer?
Der beliebeste Ferienort der Schweizer?
PIXABAY

In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Wer sich zum Gate eines Flugs in die Schweiz begibt, kann sicher sein, dass dort bereits Eidgenossen sitzen und warten. Und zwar schon sehr lange warten. Als Nicht-Schweizer hege ich manchmal den Verdacht, dass sie gar nichts vom Land gesehen, sondern gleich nach der Ankunft wieder eingecheckt haben und sich nun schon seit zwei Wochen am Gate befinden, um nur ja den Heimflug nicht zu verpassen. Die Zeit des Wartens vertreiben sie sich mit kniffligen Denksportaufgaben wie: Wann müssen wir spätestens landen, um noch den letzten Zug nach Hasle-Rüegsau zu erwischen?

Kommt dann endlich jemand vom Boarding-Personal, stehen Schweizer sofort auf und bauen sich erwartungsvoll vor besagtem Personal auf. So als würde ihre leibhaftige Präsenz den Ablauf beschleunigen. Deutsche sind da anders. Durch zwei Weltkriege, eine Wiedervereinigung sowie diverse Dienstleistungswüsten völlig desillusioniert, sind sie einfach nur froh, dass sie überhaupt mitfliegen dürfen. Deutsche interessiert höchstens, ob der Schinken im glutenfreien Bord-Sandwich auch wirklich von gewaltfrei gezüchteten Schweinen stammt. 

Wird dann der Flug aufgerufen, macht sich bei Schweizern der Generation 60+ ein untypischer Kommunismus breit: Die Aufforderung, erst Passagiere der Business Class einsteigen zu lassen, wird geflissentlich ignoriert. Schliesslich ist der gut sichtbare rote Pass im Brusttäschli des karierten Vögele-Hemblis Legitimation genug, ebenfalls bevorzugt behandelt zu werden. Ach ja: Die, denen alles nicht speditiv genug geht, sind dann meistens jene, die im Flugzeug ewig den Gang blockieren, weil die Gattin werweisst, ob sie nicht doch das Jäckli aus dem Handgepäck braucht. Und ob sie jetzt die «Glückspost» oder die «Schweizer Illustrierte» lesen will. Und so passiert, was gar nie passieren dürfte: Dass ausgerechnet die doch so überpünktlich am Gate gewesenen Schweizer den pünktlichen Start verhindern. Und darum vom letzten Zug nach Hasle-Rüegsau nur noch die Schlusslichter sehen. Schöne Ferien!

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