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Konsequente Inkonsequenz

Single
Böckin
06.05.20 - 16:30 Uhr
PIXABAY

Bau ein Haus, pflanz einen Baum, mach ein Kind – dass dieser Lebensentwurf nicht zwangsläufig auf jeden Menschen zugeschnitten ist, beweisen die anonymen Liebesbriefe ans wunderschöne, elende Single-Leben. Ein Hoch auf Selbstgespräche, Dosen-Ravioli und Liebeleien.

Ich glaube, wir haben mittlerweile etabliert, dass ich in Sachen Liebe nicht gerade die besten Entscheidungen treffe – und das bisher ohne Ausnahme immer. Sollte das nicht der Fall sein: Ich treffe in Sachen Liebe nicht gerade die besten Entscheidungen.

Eine Situation zieht sich dabei wie ein roter Faden durch meine Fehler. Die Phrase: «Ich mach das nie wieder». Das Wörtchen «nie» hat bei mir schon immer das Gegenteilige hervorgerufen.

Aus Gründen finde ich mich immer in bekannten Zwickmühlen wieder, die mir das grosse Liebesglück verwehren. Oftmals ist dies eine bereits bestehende Beziehung oder, nun ja, er ist ein «Fuckboy». Darüber habe ich mich ja bereits ausführlich ausgelassen …

Anfangs sehe ich die Warnsignale nicht, oder entscheide mich bewusst dazu, sie zu ignorieren und das Ende ist immer dasselbe. Ich ende ziemlich fertig mit den Nerven alleine auf meiner Couch und frage mich, wieso genau mir immer solche Sachen passieren.

Den Fehler suche ich dabei nicht bei mir selbst, sondern suhle mich in der Opferrolle und schwöre mir, das nächste Mal nicht darauf hereinzufallen. Ich trichtere mir ein, mein Herz zu schützen und beginne damit, wiederholt Taylor-Swift-Alben auf höchster Lautstärke zu hören. Es ist mittlerweile zu einem Ritual geworden und meine Freunde sind sich die darauffolgenden Nachrichten gewohnt.

In Wirklichkeit weiss ich aber, dass diese Gedanken, so konsequent sie auch klingen mögen, beim nächsten potentiellen Kandidaten wieder über Bord geworfen werden. Nachgedacht wird dabei nicht viel, denn dieses entzückende Gefühl von gegenseitiger (oder einseitiger) alles einnehmender Anziehung lässt sich fast schon mit einer Sucht gleichstellen.

Dadurch, dass wir im Moment Zeit geschenkt bekommen und ich die letzten Wochen mit mir selbst und viel Eigenreflektion verbracht habe, wurde mir auch eines klar: Mein Typ Mann, zu dem ich mich hingezogen fühle, ist eigentlich ziemlich kacke.

Nichts gegen euch, ich liebe die Adrenalinschübe, die durch meinen Körper rauschen, wenn ich an euch denke! Ihr macht mein Leben deutlich interessanter und würden sich die Szenarien, die ich in meinem Kopf ausspiele bewahrheiten, wären wir jetzt in einer grossartigen Beziehung! In der Realität seid ihr aber genauso wenig für etwas Festes bereit wie ich und darum passt es so gut.

Ich mache jetzt aber konsequent mit euch Schluss. Kurzzeitig mögt ihr mein Bedürfnis nach einer Beziehung stillen, aber wenn ich ehrlich nach etwas Festem suchen will, muss ich wohl meinen Horizont erweitern. Gut Ding will ja bekanntlich Weile haben und wer sagt, dass sich auf dem Weg nicht etwas entwickeln kann? Wenn nicht, auch nicht schlimm, denn immerhin kann mir dann mein Herz nicht (an)gebrochen werden.

Für 2020 habe ich mir keine Vorsätze vorgenommen, dafür mache ich das für die Zeit nach Corona: Mein eigenes Muster zu durchbrechen und offener zu sein. Es gibt kaum eine bessere Zeit für einen Neuanfang als nach der Krise, oder?

Und für diejenigen, deren Beuteschema meinem ähnelt, keine Sorge. Wie gesagt, das einzig konsequente an mir ist meine Inkonsequenz und mit Veränderung komme ich sowieso nicht so gut klar.

Also Boys aller Art, wir sehen uns bald. Ich freue mich auf euch!

Und bis dahin gilt wie immer: bleibt noch ein wenig daheim, bleibt gesund und liebt euch selbst ein bisschen!

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Tja, wer ist nicht in dieser Situation, liebe Bache… äh, Böckin. Ihr Ausspruch «Gut Ding will bekanntlich Weile haben» könnte man jedoch lebensweiserweise auch ohne W schreiben, was folgende Referat-Performance verdeutlichen mag:
https://www.youtube.com/watch?v=3vVYfrrsh4M&
Die entscheidende Frage: «Wie finde ich Gleichgesinnte», innere Werte, hat meine Forschungsabteilung für Logik und Algorithmus inzwischen weitgehend aufgeklärt, fragen Sie mich. Zunächst jedoch möchte ich eine wesentliche Sequenz meines einen Alter Egos hier präsentieren; anfangs ein geistiges Vorspiel (inklusive vorläufiger Klimax-Zenit-Kulmination), dann der Heart- und Hitbreaker-Song: «Ich bin bei Dir/Euch»:
https://www.youtube.com/watch?v=AM8qirdQGGE#t=56m39s