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Nach Varigotti wott i!

Hans Peter
Danuser
25.06.19 - 04:30 Uhr
ZVG

Hans Peter Danuser und Amelie-Claire von Platen sind im Engadin zu Hause und zeigen uns ihren Blickwinkel. Was bewegt Land und Leute? Wo ist das Engadin stark und wo hinkt es einzelnen Mitbewerbern hinterher? Und was geschieht auf politischer Bühne? Der Blog «Engadin direkt» berichtet persönlich und authentisch.

Wo verbringt der Südostschweizer heute seine Strandferien am Meer ohne schlechtes Gewissen wegen Klima- und Umweltbelastung? Weniger in Kuba, Phuket oder sonst wo in Übersee, eher im nahen Ausland. Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht und sind dabei auf interessante Befunde gestossen. Der nächste und wichtigste Meerhafen der Schweiz, unser maritimes Tor zur Welt gewissermassen, ist Genua. Östlich davon sind die Cinque Terre, die wir früher oft besuchten, die heute aber als UNESCO Welterbe ziemlich überlaufen und «eng» sind – weite Strände fehlen. Westlich der Hafenstädte Genua und Savona folgt die Riviera di Ponente, die wir früher unterwegs an die Côte d’Azure in schwarz vergasten Tunnels und Viadukten links liegen liessen.

Heute ist hier vieles anders. Die Autobahnen sind in bestem Zustand, spektakulär angelegt, die Küstenorte vergleichbar sauber wie in Südfrankreich, aber sicherer und viel näher. Alassio und San Remo sind am bekanntesten, wir empfehlen aber Varigotti zwischen Spotorno und Finale Ligure. Hier hat es den schönsten Strand mit Spitzensand: Die Sarazenen Beach, etwa 1 km lang, direkt an der guten alten Römerstrasse Via Aurelia SS1, die seit 2000 Jahren nach Gallien /Frankreich führt. Das frühere Korsarennest liegt landschaftlich schön zwischen Küstenfelsen und Palmen-Corso mit den Bagni und Bistros. Die Anfahrt über das pittoreske Städtchen Noli ist spektakuläre und steht der zerklüfteten Amalfi Küste in nichts nach, liegt aber nur fünf bis sechs Fahrstunden von Chur entfernt.  Der Gäste-Mix von Varigotti variiert von Monat zu Monat. Ich empfehle Juni und September, dazwischen ist es heiss und voll. Die gleichen Mailänder, die im Winter Celerina bevölkern – «piccolo Milano» – sind im Sommer hier, die Boomstadt liegt etwa in der Mitte zwischen Ligurien und dem Engadin. Wir trafen auch Bündner, Rheintaler und eine ganze «Kolonie» vom Bodensee.

Da der Sarazenen Strand exakt nach Süden ausgerichtet ist, kommt der Badegast locker auf 12 Sonnenstunden pro Tag. Für mich völlig überraschend ist der Mountainbike-Boom, den ich in einem Badeort nicht erwartet hatte. Offenbar gilt der Künstenabschnitt um Finale Ligure seit Jahren als Geheimtipp für Biker. Wer die italienische Küche, Landschaft und Gesellschaft mag, kommt in Varigotti bestens zum Zug. Die Gotthard- und San Bernadino-Tunnels und die Superstrada ab Colico am obersten Comersee haben die Reisezeit zum Mittelmeerstrand auf einen Halbtag verkürzt – kein Vergleich mit dem Stress, Zeitaufwand und den Abhängigkeiten von Flugreisen – vor allem, wenn auch Kinder dabei sind.

Und in Varigotti gibt es gar die Möglichkeit, direkt über dem Sand am Meer zu nächtigen – mit privatem oder öffentlichen Strandabschnitt.

Und was die Mailänder bei uns im Winter so fasziniert, geniessen wir Bergler hier im Sommer am Meer: gesunde Luft, viel Sonne, grossartige Natur ein echter Tapetenwechsel bei mediterranen Temperaturen!

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