×

Vom Matrosen zum Reedereibesitzer

Hans Peter
Danuser
26.03.19 - 04:30 Uhr

Hans Peter Danuser und Amelie-Claire von Platen sind im Engadin zu Hause und zeigen uns ihren Blickwinkel. Was bewegt Land und Leute? Wo ist das Engadin stark und wo hinkt es einzelnen Mitbewerbern hinterher? Und was geschieht auf politischer Bühne? Der Blog «Engadin direkt» berichtet persönlich und authentisch.

Am 2. Januar geriet die MSC «Zoe» in der Nordsee in einen Sturm und verlor 281 Container. Das Transportschiff ist 395 Meter lang und bietet für rund 19‘000 Container Platz. Als es vor vier Jahren in Hamburg erstmals in See stach, galt es als weltgrösstes und sicherstes Containerschiff.

Das Unglück rückt einen Schweizer Weltkonzert in den Blickpunkt, der bislang wenig bekannt war. Die MSC-Gruppe (Mediterranean Shipping Company) ist mit den Bereichen Frachttransport und Kreuzfahrt in über 150 Ländern tätig und beschäftigt 70‘000 Mitarbeiter bei einem geschätzten Jahresumsatz von 25 Milliarden Franken. Wer weiss schon, dass eine der global grössten Reedereien im Binnenland Schweiz residiert, mit Sitz in Genf sowie Büros in Zürich und Basel?

Das hat viel mit der Gründung und Geschichte der MSC zu tun. Der Süditaliener Gianluigi Aponte, gelernter Matrose und späterer Kapitän eines Kreuzfahrtschiffes gründete die Gesellschaft 1970 zusammen mit seiner Schweizer Frau, Partnern und einem ersten Frachtschiff. 1980 wechselte er von den traditionellen Transport zu Containerschiffen. Heute ist MSC mit 510 Schiffen hinter der dänischen Moeller-Maersk der zweitgrösste Anbieter von Containerschiffen und dürfte damit pro Jahr etwa 20 Millionen Container-Einheiten von Hafen zu Hafen transportieren.

MSC ist auch das einzige grosse Frachtschiffunternehmen, das eine Expansion in den Bereich Kreuzfahrtschiffe gewagt hat. Heute ist sie in diesem Markt weltweit die Nummer drei und will die Zahl ihrer Passagiere von derzeit gut zwei auf fünf Millionen pro Jahr steigern. A propos: Auch die Kreuzfahrt Südostschweiz findet Ende September auf einem MCS Schiff statt, der «Fantasia».

G. Abonte, heute 78 Jahre alt, hält privat und geschäftlich viel auf Diskretion und Familie. Sein Sohn Diego leitet das Container-Geschäft und die Hafen-Terminals, seine Tochter Alexa die Finanzen der Gruppe, Schwiegersohn Pierfrancesco Vago führt den Bereich Kreuzfahrtschiffe und Fähren, seine Gattin Raffaela verantwortet die Innenausstattung der Kreuzfahrtschiffe. Das Schweizer Wirtschaftsmagazin «Bilanz» setzt die Familie Abonte mit einem geschätzten Familienvermögen von 9,5 Milliarden Franken auf Platz 15 der reichsten Schweizer 2018.

MSCs Antwort auf Klagen «bereister» Einheimischer wegen Over-Tourismus wird diesen November eröffnet. Eine künstliche, komplett durchgestaltete Trauminsel mit kristallklarem Wasser, weissen Sandstränden und karibischer Sonne: das „Ocean Cay“ MCS Marine Reserve auf den Bahamas. Hier gibt es alles, was das Herz der Kreuzfahrtgäste begehrt. Bediente Standbereiche, Gourmet Restaurants, Shopping unter Kokospalmen, das MSC Aurea Spa – und das Schiff ist immer in der Nähe. Kein Einheimischer wird hier je reklamieren – alle Insulaner sind MSC-Angestellte mit besten Manieren und Dauerlächeln.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.