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Maladers, Chur, Rom

Hans Peter
Danuser
04.12.18 - 04:30 Uhr
BILD HASSLER ROMA

Hans Peter Danuser und Amelie-Claire von Platen sind im Engadin zu Hause und zeigen uns ihren Blickwinkel. Was bewegt Land und Leute? Wo ist das Engadin stark und wo hinkt es einzelnen Mitbewerbern hinterher? Und was geschieht auf politischer Bühne? Der Blog «Engadin direkt» berichtet persönlich und authentisch.

Am 25. November 2018 stimmten 85 Prozent der Churer Urnengänger der Fusion mit Maladers zu. Damit erhält die Bündner Hauptstadt einen neuen höchsten Punkt auf 2200 m ü. M., und ihr Wappentier, der Steinbock, eine «eigene» Kolonie am Hausberg Montalin. Was auch dazu kommt - und kaum jemand weiss, ist ein neuer «Stützpunkt» der Churer in Rom: das legendäre Hotel «Hassler», das drei Tage nach der Abstimmung seinen 125. Geburtstag feierte. Sein Gründer und erster Direktor war 1893 Albert Hassler, ein ehemaliger Schäfer aus Maladers. (Ein Juwel der Schweizer Tradition in Rom, swissinfo 26. 3. 2012). Heute ist das «Hassler» Roma, was das «Ritz» für Paris und das «Raffles» für Singapore ist – Stolz und Ikone der Stadt und eines der bekanntesten und führenden Hotels der Welt.

Regierungsrat Jon Domenic Parolini hat am Jubiläumsgala die Grüsse Graubündens überbracht und dabei bella figura gemacht, gefolgt vom italienischen Tourismusminister, der Schweizer Botschafterin in Roma, Rita Adam und vielen weiteren Würdenträgern aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Das Alphorn Ensemble Engiadina St. Moritz erinnerte akustisch und optisch an die Schweizer Wurzeln des «Hassler», worauf die Eigentümer-Familie grossen Wert legt. Albert Hassler hatte sich damals mit Heinrich Wirth zusammengetan, der zur Bucher-Wirth Dynastie gehörte («Bürgenstock», «Grand Palace Hotel» in Lugano, «Palace Hotel» in Mailand, «Euler» in Basel, «Palace» in Luzern, «Semiramis» in Kairo …) und später in Rom die Luxus-Hotels «Quirinale» und «Eden» führte. 1915 wurde Heinrich Wirth Mitglied der Direktion des «Hassler», 1921 übernahm sein Sohn Oscar die Leitung und 1936 erwirbt die Familie das «Hassler» ganz. 1978 folgten seine Frau Carmen und ihr Sohn Roberto, der das «Hassler» seit 1982 als Eigentümer und Generaldirektor leitet.

Er ist heute der Doyen der Römer und Italiener Hotellerie schlechthin und einer der bekanntesten Hoteliers weltweit – eine starke Persönlichkeit mit Erfolg und hoher Kompetenz, Ehrendoktor (Dr. h.c.) zweier Universitäten sowie vielen Auszeichnungen. Herausragend ist seine Leistung so oder so, noch mehr, wenn man weiss, dass er von Geburt an taub ist, also nichts hört und nur dank grosser Disziplin und Willen sprechen gelernt hat – in mehreren Sprachen. Er hat darüber ein Buch geschrieben: «Stille war mein erster Spielkamerad.»

Trotz dieses permanenten Handicaps hat er an der Cornell Universität in Amerika abgeschlossen, in berühmten Häusern in San Francisco und Honolulu gearbeitet, Hotels in Japan, Indien und anderswo beraten. 2005 war er «Beste unabhängige Hotelier der Welt».

Roberto Wirth hat aus seinem Hotel eine starke globale Marke gemacht. Die Umstände dazu waren in Rom nicht einfach, die Markenbasis aber perfekt: einzigartige Lage oberhalb der Spanischen Treppe, in unmittelbarere Nachbarschaft des grossen Parks Villa Borghese, der Kirche Santa Trinità di Monti und der Villa Medici, die früher gar den Hotelnamen adelte. Der Blick vom Hotel über die ewige Stadt ist atemberaubend; Ambiente, Service und Ausstattung des Hauses lassen keine Wünsche offen. Und die Kontinuität in der Hotelführung hat die Markenbildung zusätzlich gefördert: nur vier Generaldirektoren in 125 Jahren und alle stark!

ROBERTO WIRTH

Roberto Wirth hat einen Sohn und eine Tochter, die im Betrieb tätig sind. Seine Verwandten Rolf Wirth und Gian Franco Bucher führen in vierter und fünfter Generation ebenfalls bekannte Häuser in Rom (Hotel «Victoria») und «Bellagio» am Comersee («Grand Hotel Villa Serbelloni»). Ich empfehle allen, bei nächster Gelegenheit dem «Hassler» Roma einen Besuch abzustatten. Schön, dass es in unserer hektischen und schnelllebigen Zeit noch solche Familienbetriebe und Oasen der Ruhe gibt. Und für Chur ist der Bezug und Imagetransfer zu einer solchen Marke eine wertvolle Mitgift aus der jungen Ehe mit Maladers.

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