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Graubünden in Asien, Amerika und anderswo

Hans Peter
Danuser
10.07.18 - 10:00 Uhr
Landwasserviadukt
Landwasserviadukt
Olivia Item

Hans Peter Danuser und Amelie-Claire von Platen sind im Engadin zu Hause und zeigen uns ihren Blickwinkel. Was bewegt Land und Leute? Wo ist das Engadin stark und wo hinkt es einzelnen Mitbewerbern hinterher? Und was geschieht auf politischer Bühne? Der Blog «Engadin direkt» berichtet persönlich und authentisch.

Graubünden hat wieder einmal entschieden, fortan doch auch Asien und Amerika als touristische Märkte zu bearbeiten. Grund dafür sind die schlechten Gästefrequenzen, die der Kanton in den letzten 20 Jahren aufweist.  

Das war vor 40 Jahren schon so. Im Mai 1978 organisierte der Verkehrsverein Graubünden die erste touristische Promotionsreise nach Asien. Teil nahmen unter anderen die damaligen Kurdirektoren von Davos, Klosters, Arosa und St. Moritz. Ich trat die Reise für meinen erkrankten Vorgänger Peter Kasper an – mein erster Einsatz für ST. Moritz und die mir neue Tourismusbranche. Fazit: Kein Asiate kannte Graubünden. Aus dieser Not heraus kreierte ich die Marke Heidiland, da St. Moritz nur als Winterort bekannt war, wir aber mehr Sommergäste wollten. Seither haben wir regelmässig Besucher aus Asien, wenn auch viel weniger als Grindelwald, Zermatt oder Engelberg.

Obwohl ich alternierend mit Amerika in der Folge jedes zweite Jahr nach Asien flog. Die Berner Oberländer waren uns zehn Jahre voraus und die Walliser profitierten von einem Spezialfonds, den sie zusammen mit den Kantonen Waadt und Genf während Jahrzehnten für die Marke «Matterhorn Lake Geneva Region» in Übersee einsetzten. Wir Bündner verzettelten unser sehr beschränkten Mittel unkoordiniert. Weitere Kantons-Einsätze erfolgten nicht mehr. Oft begleitete ich Schweizer oder Zürcher Einsätze und vertrat dabei auch den Glacier-Express und- mittels Alphorn – die Schweiz als Ganzes. Ohne die stets exzellente Unterstützung der Aussenstellen von Schweiz Tourismus wäre unser Erfolg noch keiner gewesen. 40 Jahre später steht der Kanton im Vergleich mit den erwähnten Mitbewerbern abgeschlagen wieder am Anfang.

Mit Jürg Schmidt haben wir heute aber einen Präsidenten, der diese Märkte kennt und entscheidende Kontakte mitbringt. Wer über all die Jahre ebenfalls in den Märkten war und über zwei globale Marken verfügt, ist die RhB mit Glacier- und Bernina-Express samt UNESCO Welterbe-Label. Dass auch ihr Produkt stimmt, zeigt ihr exzellentes Resultat von 95,6 Punkten im Qualitäts-Ranking der Schweizer Eisenbahnen – vor der SBB (TA vom 3. 7. 2018, S. 11).

Natürlich sollten die global positionierten Destinationen St. Moritz, Davos, Arosa und Laax dabei sein. Entscheidende ist eine straffe Führung und Strategie mit klaren Zielen auf drei bis fünf Jahre hinaus, wobei erkleckliche kantonale Gelder nötig sind, ohne die es in Übersee märkten nicht geht. Ein Blick auf die Beiträge der erwähnten Kantone VS, VD und GE zeigt in etwa die Grössenordnung.

Abschliessen noch ein Wort zum deutschen Markt. Währen 25 Jahren (1980 – 2005) hatte ich zusammen mit Schweiz Tourismus und Swiss Travel System St. Moritz, Engadin, Glacier- und Bernina-Express an den jährlich Deutschen Reiseakademien von DER Tour vertreten. Seit uns dort die «Swiss Cities» abgelöst haben, sind die Schweizer und Bündner Bergdestinationen an diesem bedeutendsten Travel Workshop Deutschlands nicht mehr vertreten. Natürlich gibt es heute IT und Social Networks – sie ersetzen aber keinen Augenkontakt und Handschlag. Dieser persönliche Kontakt über Jahre hinaus schafft jenes Vertrauen, das gerade auch in Asien letztlich matchentscheidend ist. Urs Kessler von den Jungfraubahnen und Eugenio Rüegger von der Titlisbahn zeigen und haben vorexerziert, wie das funktioniert.

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