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Winter in der Wärme

Hans Peter
Danuser
20.02.18 - 04:30 Uhr

Hans Peter Danuser und Amelie-Claire von Platen sind im Engadin zu Hause und zeigen uns ihren Blickwinkel. Was bewegt Land und Leute? Wo ist das Engadin stark und wo hinkt es einzelnen Mitbewerbern hinterher? Und was geschieht auf politischer Bühne? Der Blog «Engadin direkt» berichtet persönlich und authentisch.

Diesen Winter war ich mit der Familie einige Wochen auf Phuket, der grössten Insel Thailands. Das ist für einen Wahl-Engadiner nicht üblich – und auch nicht einfach. Zu schön ist es auf den Paradepisten an all den Sonnentagen, zu faszinierend sind die Events und St.-Moritz-Gäste aus aller Welt!

Trotzdem wollte ich einmal wissen, warum immer mehr 60+ Kollegen aus dem Unterland und anderswo der feucht kalten Nebelsuppe von November bis April entfliehen und im tropischen Thailand überwintern. Neben vielen Baslern, Aargauern, Zürichern, Thurgauern und St. Gallern auch Deutsche und Italiener – die uns heute auf den Sonnenpisten und  Loipen und Winterwanderwegen fehlen.

Etwa mein langjähriger Berufskollege Luigi aus Capri, der seit seiner Pensionierung vor gut zehn Jahren mit seiner Frau das Winterhalbjahr auf Phuket geniesst. Er schätzt, dass einige Hundert Capresen, etwa fünf Prozent von Capris Bevölkerung, es ihm gleich tun! Und tatsächlich gibt es an den schönsten Plätzen und Stränden der Insel italienische «Kleinkolonien», die das Leben dort zusammen so richtig auskosten, mit italienischer Steinofenpizza, Illy-Caffè, Brioche und Torta Caprese – ohne allerdings die köstliche Thai-Küche auszulassen. Dazu kommen viele Briten und Skandinavier, aber auch die erwähnten Schweizer und Süddeutschen, die zweimal wöchentlich die grosse Edelweiss-Airbus-Maschine Zürich-Phuket füllen.

Einer, der diese Entwicklung während bald 40 Jahren an vorderster Front miterlebt und geprägt hat, ist der Neuseeländer Brian Sinclair-Thompson. Er war die letzten 15 Jahre operativer Chef der Swiss- und Edelweiss-Basen in zwölf Flughäfen Südostasiens mit Sitz in Bangkok. Dabei hat er so viel erlebt, dass ich ihm bald einen Blog widmen werde. Für Brians sind die «Snowbirds», die aus der Winterkälte in die Tropenwärme flüchten, ein rasch und stetig wachsendes Marktsegment, dem die Swiss- Schwester Edelweiss mit 66 Direktverbindungen zu Feriendestinationen ab Zürich massgeschneiderte Angebote bereit stellt, die sehr gut ausgelastet sind.

Brian unterscheidet dabei drei Gäste-Typen: Das weitaus grösste Segment besteht aus berufstätigen Singles und Paaren, die ihre Ferien im Winter beziehen und mit Freunden und/oder Familie im Süden verbringen. Sie buchen Pauschalangebote im Reisebüro oder Internet und bleiben – bei Überseeflügen von mehr als acht Stunden – in der Regel zehn bis 14 Tage in der Wärme.

Dazu kommen die Pensionierten und Auszeitnehmer (z.B. Sabbaticals), die drei bis vier Wochen bleiben, dann aber meist über Booking.com und andere Reservations-Plattformen individuell buchen, weil das Leben in den üblichen Strandresorts mit der Zeit etwas eintönig wird.

Das kleinste Segment sind «Überwinterer» wie Luigi, obwohl das grad aus Italien einige Zehntausend sein dürften.

Wir zählen zur mittleren Gruppe und haben über Freunde das «Pen Villa Hotel» in Surin gefunden: eine ruhige, grüne Oase inmitten eines pulsierenden Strassendorfs: 20 Zimmer, alle mit Poolblick, herzliche Gastfreundschaft durch die Besitzer Peter and Winnie, 9,4 (hervorragend) Punkte bei Booking.com. Das Haus erweist sich als Perle, die wir sofort auf unsere «Perlenkette“» persönlich empfohlener Unterkünfte nehmen. Surin Beach liegt etwa in der Mitte von Phukets Westküste, deren Sandstrände zu den schönsten Asiens gehören. Sie sind ab Surin teils zu Fuss, stets auch per Tucktuck zu erreichen.  

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