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Kaiserwetter auf dem Bernina

Hans Peter
Danuser
26.09.17 - 00:38 Uhr

Hans Peter Danuser und Amelie-Claire von Platen sind im Engadin zu Hause und zeigen uns ihren Blickwinkel. Was bewegt Land und Leute? Wo ist das Engadin stark und wo hinkt es einzelnen Mitbewerbern hinterher? Und was geschieht auf politischer Bühne? Der Blog «Engadin direkt» berichtet persönlich und authentisch.

Petrus hat mitgespielt am 21. September: ein wolkenloser Tag – nach drei Wochen teils winterlichem Herbstwetter. Der Sonnenaufgang auf der Diavolezza war spektakulär. Piz Palü, Piz Bernina, die Gletscher, das ganze Massiv präsentierten sich im reinsten Weiss des Neuschnees!

Maurizio «Mau», Folini, Pilot der HeliBernina, fand oberhalb der Marco-e-Rosa-Hütte auf 3700 m ü. M. einen Landeplatz für unsere musikalische Expedition: fünf Alphornspieler mit sechs Bergführern und Fotografen.

Der Spallagrat über uns war weiss überzuckert, der Schnee verharstet, die Bise aus Nordost steif und böig. Die Pontresiner Bergführer sorgten für Tempo und stiegen über den vereisten Fels zum Grat auf. Der Wind wurde immer stärker.

Gegen 10 Uhr erreichten wir das obere Ende des Spallagrats auf gut 4000 m ü. M. – eine echte Winterbegehung, mit der wir so nicht gerechnet hatten. Entlang dem Grat zum Hauptgipfel hatte sich so viel Treibschnee angesetzt, dass die Schneebrettgefahr augenfällig war. Der aufbrausende Wind verunmöglichte ein Auspacken unserer leichten Carbon-Alphörner. Wir beschlossen, umzukehren und das Konzert an einem windgeschützten Ort unterhalb des Grats zu geben.

Dank routiniertem Abseilen – für mich erstmals mit Steigeisen, erfolgte der Abstieg sehr zügig. Auf einer perfekten Kuppe oberhalb der Hütte packten wir unsere Hörner aus und widmeten das erste Stück Norbert «Noppa» Joos, dem legendären Churer Bergführer, der nach 13 Achttausendern im Juli 2016 am Spallagrat abgestürzt ist: eine Melodie aus der Deutschen Messe von Franz Schubert. Es folgten u. a. Melodien von Verdi (Aida) und Rossini (Wilhelm Tell), konzertierten wir ja schliesslich auf italienischem Boden …

«Mau» flog uns anschliessend zur Talstation Diavolezza, sodass wir trotz schwierigem Grat um 12.45 Uhr in den Kongresssaal des «Rondo» in Pontresina marschieren konnten. Thema der dortigen Konferenz: Gesundheit und Tourismus. Fazit der Kongressteilnehmer nach unserer Konzerteinlage in voller Bergmontur: «Eine Region, in der 70+-Jährige hoch auf einem Viertausender Alphorn blasen, ist wohl gesund. Und wenn der St. Moritzer Polizeichef mitbläst, ist sie auch sicher, sonst könnte er ja nicht dabei sein.»

Möglich gemacht hat das ganze Experiment der neue CEO der Tourismusorganisation Engadin St. Moritz, Gerhard Walter. Wir haben ihn auf der Diavolezza mit dem Schweizer Nationalinstrument musikalisch im Engadin willkommengeheissen und wünschen ihm bei seiner Tätigkeit allen Erfolg.

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