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Iin- und uuswendig

Südostschweiz
24.02.20 - 04:30 Uhr
BILD PIXABAY
BILD PIXABAY

Das Zusammenleben der Sprachen und Kulturen in Graubünden: Das ist das Thema der Kolumne «Convivenza», die wöchentlich in der «Südostschweiz» und der romanischen Tageszeitung «La Quotidiana» publiziert wird.

Var Elisabeth Mani-Heldstab*

Chürzli hann i im Radio gchöört, dass s für dn eigä Läbens- und Karrieräplan ganz entscheidend sii, ob mä än introvertiartä oder än extrovertiartä Mensch sii. Dsäb zeigi schi schon im Chindesalter aan und sii de speeter im Läbä ganz eindüütig. Das besteetigi ä chürzli düürgfüarti Studiä.

Ähä, wenn i das richtig verstaan, heissti das: Dn Extrovertiartä gchöört d Wält. Wär introvertiart ischt, mit däm stimmt ättes nid, där muass subito ättes dergäged undernään, oder är chann schiin Karrieerä grad in ds Chemi schriibä.

I hann eerli gseit nit viil uf Studiä. Aber wil miis Teschtergäbnis grad zmitzt dinnä liid, hann i jetz vermuatli immerhin d Erchleerig, warum s us miar kei Liidertüpp ggään hed.

We mä hüt d Würtschafts- und Wältpolitik aalueged, de sind schon hauptsächli diä dominantä, extrovertiartä Machertüppä am Ruader. Mä chönnti meinä, d Wält bruuchi nuo no diä, wa schich säb gäärä in dä Mittelpunkt stellend und am liabschtä alls sälber machend. Derä bruuchts sicher au zum Vorwärtscho, aber was ischt de mit dn Anderä, dä Stillä, Introvertiartä? Diä, wa irjä Sach erledigend, ooni äs Gschiss drumum z machä? As Leereri sind miar grad diä Chind albig ganz bsunders am Härz glägä, und i ha mr uusinnig Müä ggä, dass schii mr nid underggangä sind im Gwüal va r ganzä Klass. Di Gfitztä, Vorluutä chommend schon zun irjä Sach, aber grüamt cho für das, wa mä tuat, dsäb bruuche mer schliassli alli. Nid nun ir Schual, nei, ds ganz Läbä lang. Wenn aber nuo no di müglichscht Schneidigä, Gschwindä und Luutä ds Wort heind, de chönnd di stillä Schaffer äsiä lang waartä, bis mä merkt, was für än wärtvolli Aarbet van inä chunnd.

Grad hütztagsch, waa mä schi villä nuo no ir digitalä Wält bewegt, und meint, mä heij än grossä Hock Fründä, chann s liicht passiarä, dass mä schich säb i mä medialä Netz dr ganzä Öffentlichkeit uuslifered, nun zum än bitz Anerchennig z bercho. Aber grad di säbä Netzwärchi sind truglechi und chönnd äsiä uusinnig viil verchachlä. Derbii gits di eerli Wärtschetzig doch eigetli nuo im persönlichä Gspreech uf Augähöchi. Diä ischt miir Meinig naa au hütztagsch mid nüüd z ersetzä.

Drum bin i jetz nottä widerm froo um di nüüschtä neurowüssäschaftlichä Studiä, wa uufzeigend, was für en unglaublechi Chraft im Introvertiartsii liit und wiä gfeerli ünschi Gsellschaftskultur grad diä stillä, introvertiartä Menschä underschetzt. Derbii sijend di meischtä van dä kreativschtä Menschä uf dr Wält introvertiart. Schi verdankend irjä Kreativitet dr Feejikeit, di nötig Stilli uuszhaltä, wa s bruucht dass guati Ideeä chönnd entstaan. Derzuä sijend sch ordälichi und gründlichi Deicher.

We mä mid Ziit und Wiil über das alls naadeicht, de cha mä widerm ämal nuä stuunä, wiä grossartig alls iingricht ischt. Wiä s ünsch gar alli bruucht, di Luutä und die Stillä, di Iin- und di Uuswendigä.

*Elisabeth Mani-Heldstab ist Präsidentin der Walservereinigung Graubünden und Familienfrau in einer 4-Generationen-Grossfamilie. Sie wohnt in Davos Dorf.
 

Erläuterungen

In s Chemmi schriibä – man kann es vergessen
Uusinnig – sehr
im Gwüal – im Gewühle, Getümmel
ooni äs Gschiss drumum – ohne viel Aufhebens
di Gfitztä – die Pfiffigen
di Schneidigä – die Attraktiven
ds Wort heind – federführend sind
villä nua no – beinahe nur noch
truglechi Netzwärch – verfängliche, gefährliche Netzwerke
uusinnig viil – sehr viel
verchachlä – Schaden anrichten
widerm – wiederum
nottä – gleichwohl
mit Ziit und Wiil naadeicht – in Ruhe nachdenkt

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