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Der Duft von Weihnachten

Andrea
Paganini
23.12.19 - 04:30 Uhr
Weihnachten ist und bleibt ein Fest für alle Sinne. BILD: PIXABAY
Weihnachten ist und bleibt ein Fest für alle Sinne. BILD: PIXABAY

Das Zusammenleben der Sprachen und Kulturen in Graubünden: Das ist das Thema der Kolumne «Convivenza», die wöchentlich in der «Südostschweiz» und der romanischen Tageszeitung «La Quotidiana» publiziert wird.

Ein paar Tage vor Weihnachten war unsere Mutter nach Tirano gefahren, um ihre Verwandten zu besuchen und Einkäufe zu machen. Darunter war auch eine schöne Krippe aus Karton; sie bestand aus vielen Teilen, und man konnte sie öffnen wie eine Ziehharmonika. Sie stellte eine orientalische Landschaft dar. Und alles, wirklich alles, was mit der Weihnachtsgeschichte zu tun hat, war mit dabei. Vor dem Zubettgehen zündeten wir eine Kerze an und stellten sie dahinter. So schien das Christkind in der Futterkrippe aus Gold zu sein, und der auf dem Dach angebrachte Stern von Bethlehem strahlte silbern. Der Anblick von so viel Wunder verzauberte uns Kinder. Hier, vor der Krippe kniend, sprachen wir unsere Gebete mit tiefer Freude.

In unserer wie in vielen Familien gab es damals den Brauch mit dem Weihnachtsbaum noch nicht. Höchstens ein paar reiche Leute und ein paar Züchin hatten einen. Und von unserer Kindergärtnerin hatten wir gelernt, dass der Weihnachtsbaum ein Brauch der Barbaren gewesen und aus dem Norden gekommen sei. Mit der Geburt des Christkinds habe er rein gar nichts zu tun gehabt.

An Heiligabend stellten alle Kinder einen Schuh auf die Fensterbank zwischen den Doppelfenstern. Wenn wir brav gewesen waren, erinnerte sich das Christkind daran und steckte etwas Feines hinein. Je näher Weihnachten rückte, desto mehr strengten wir uns an, brav zu sein und kleine Arbeiten zu verrichten, ohne dass unsere Mutter es uns sagen musste. Wir trugen Brennholz vom Dachboden herunter und verzichteten sogar auf den sonst üblichen Streit darüber, wer von uns wie viele Körbe mit dicken Lärchen-Holzscheiten für den Ofen und wer wie viele Körbe mit dünnem Brennholz für den Herd transportiert hatte. Unsere Mutter musste uns bremsen, sonst hätten wir wohl den Dachboden leer geräumt.

Wir wussten, dass man das Christkind nicht sehen konnte, und niemand konnte sagen, wie es ins Haus hineinkam: durch den Kamin, die Fenster, die Tür … Ich jedenfalls hatte so meine Zweifel, also beschloss ich eines Tages, in der Nacht wach zu bleiben. Wenn ich das Christkind auch nicht sehen würde, vielleicht könnte ich es ja zumindest hören. Die Müdigkeit jedoch war stärker als die Neugier, und so schlief ich natürlich ein. Was ich in jener Nacht jedoch spürte, war der Duft des Christkinds. Am Morgen, kaum erwacht, rannte ich im Nachthemd los, um nachzuschauen, ob es gekommen war. Was für eine Freude, als ich etwas in meinem Schuh erblickte! Mein Herz öffnete sich, nun war ich mir sicher: Ich war brav gewesen und das Christkind hat mich lieb! In meinem Schuh fand ich alle Arten von Nüssen, einen Torroncino, eine Orange. Jetzt wusste ich, woher der Duft des Christkinds kam. Dieser frische, süss-saure Duft, der zu Weihnachten aus Sizilien nach Poschiavo kam, war der Duft des Christkinds. Natürlich hatte es beim Füllen der Schuhe eine der Orangen probieren müssen …

Noch heute denke ich, wenn ich eine Orange esse, an jene Weihnacht zurück und dann spüre ich den Duft des Christkinds.

Dies ist eine Geschichte aus vergangenen Zeiten. Meine Tante Emerita hat sie mir im Puschlaver Dialekt erzählt.

*Andrea Paganini hat in Zürich in Literatur doktoriert. Er ist als Lehrperson, Schriftsteller und Leiter des Verlags «L’ora d’oro» tätig. 2012 wurde ihm der Bündner Literaturpreis verliehen.

 

Il profumo del Natale

Alcuni giorni prima di Natale nostra madre s’era recata a Tirano a trovare i suoi parenti e a fare acquisti. Aveva comperato fra l’altro un bel presepio di mezzo cartone, con molti componenti, apribile come una fisarmonica. Illustrava un paesaggio orientale e non mancava proprio nulla della storia della nascita di Gesù Bambino. La sera, prima d’andare a letto, vi accendevamo dietro una candelina, e allora il Gesù Bambino nella mangiatoia sembrava d’oro e la stella cometa posta sul tetto brillava d’argento. Noi bambini eravamo incantati di fronte a tanta meraviglia. Lì davanti inginocchiati, recitavamo con gioia le preghiere.

Nella nostra famiglia e in molte altre non c’era ancora la consuetudine dell’albero di Natale. All’epoca quasi nessuno lo faceva: qualche ricco e qualche züchin. E all’asilo la maestra ci aveva detto che quella dell’albero era un’usanza barbara proveniente dal Nord, che nulla aveva a che vedere con il compleanno di Gesù Bambino.

La sera della vigilia di Natale tutti i bambini usavano porre una scarpa sul davanzale, fra le finestre doppie. Se ci si era comportati bene Gesù Bambino se ne ricordava e v’infilava qualche buona cosa. Più il Natale s’avvicinava più ci impegnavamo ad esser buoni e a svolgere lavoretti senza che la mamma dovesse dircelo: portar giù legna da ardere dal solaio, e senza bisticciare sul numero delle gerlette di legna grossa di larice per la stufa e di quelle di legna fine per il fornello trasportate da mio fratello o da qualche altro membro della nidiata (ciò che in genere era invece motivo per attaccar briga). La mamma dovette farci smettere, altrimenti le avremmo svuotato il solaio!

Si sapeva che Gesù Bambino era invisibile, ma tutti ignoravano da dove passasse per entrare in casa: dal camino o dalle finestre o dalle porte … Insomma: io ci credevo un po’ poco. E così decisi di restare sveglia quella notte: se anche non l’avessi visto, almeno l’avrei forse sentito. Ma più della curiosità poté il sonno, e naturalmente m’addormentai. Però quella notte avvertii il profumo di Gesù Bambino e il mattino, appena sveglia, corsi in camicia da notte a vedere se era arrivato. E che gioia provai quando vidi sporgere qualcosa dalla scarpa! Mi si allargò il cuore e fu per me la conferma che ero stata buona e che Gesù Bambino mi voleva bene! Nella scarpa trovai arachidi, nocciole, noci, un torroncino, un’arancia. Ora sapevo da dove giungeva il profumo di Gesù Bambino: quel buon profumo fresco e acido che arrivava a Poschiavo dalla Sicilia per il Natale era il profumo di Gesù Bambino, che certo, mentre riempiva le scarpe, aveva voluto assaggiare una di quelle arance.

Ancora oggi, quando mangio un’arancia, mi ricordo di quel Natale e sento il profumo di Gesù Bambino.

Questa è una storia d’altri tempi, raccontatami dalla zia Emerita in dialetto poschiavino.

*Andrea Paganini ha conseguito il dottorato in Lettere a Zurigo. È attivo come insegnante, scrittore e direttore della casa editrice «L’ora d’oro». Nel 2012 ha ricevuto il Premio letterario grigione

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