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Schwiinbluamä

Südostschweiz
17.06.19 - 04:30 Uhr
PIXABAY

Das Zusammenleben der Sprachen und Kulturen in Graubünden: Das ist das Thema der Kolumne «Convivenza», die wöchentlich in der «Südostschweiz» und der romanischen Tageszeitung «La Quotidiana» publiziert wird.

Von Elisabeth Mani-Heldstab

Gits ättes Hübschers, as än ganzi Wisä vollä Schwiinbluamä? Für mii nit. Miar channs nit gnuag van dera goldigä Pracht im Langsi ha. Warum aber grad uusgrächnet dia hübsch, sunnägälb Bluamä dernen abschetzigä Namä berchoon hed? I weiss es au nit. Will d Schwiinbluamä eifach überall blüat, hed schi noch ganz än Huufä derä gschpässigä Nämä überchoo. Augäwurz, Milchlig, Hundebluamä, Pfaffenöörli, Maischöpfel, Eierchruut, wildi Zichoriä oder Sunnawirbel. Sogar Bettsäicherbluamä heisst sch im Volksmund: D Mammänä sottend di Goofä im Maia an dä Blüatä la schmecke, de brünzlend sch ds Jaar druf zum Dank schiints nümmä ins Bett! Ohä, d säb hanni duazmal halt nit gwüsst, da sind miin beed Setzlig ganz drum um cho. Janu, schi heind dua gwüss au ooni miin Aawisigä, wia alli Goofjeni, ds Nasi in dia goldgälbä Blüatäplettläni gsteckt und äswenn denn au dr Wäg uf dä Hafä gfundä.

Au sus seit mä dr Schwiinbluamä allergattig Heilchreft na. Sit em 16. Jaarhundert gilt schi als bluatreinigends Huusmittel gäged allerlei Gsüchti und Gäbräschtä, wia Verstopfig, ds Rheumatisch, Gallä- und Läberäliidä, ja sogar gäged Oomacht und Huutuusschleg. Im Süüdä ässend sch di jungä, zartä Plettli as Salat, fliissigi Huusfraua chochend us dä gälbä Plettli mit viil Geduld wunderbars Schwiinbluamäblüatähung, und d Engländer söllend sogar Wiin druus machä. Und was weerend dia armä Chüngel ooni dia zartä, grüanä Pletter? Sövel choschtbari wia dia Bluamä ischt, alli heind de gar kei Freud an derä gälbä Pracht. We halt nu Schwiinbluamä uf dä Wisä wagsend, zeigt s dä Puurä tüütli uf, dass schi zümftig übertüngt heind, und für än Huufä Gärtner ischt dia Bluamä höchschtens äs leschtigs Uuchruut, wa nu mit Müa und Not z erwerrä ischt. Au für ä Struus machen Schwiinbluamä halt kei Staat, dr chläbrig Saft verschmiart eim höchschtens d Hend und git leidi Fläckä uf dä Huderä.

Bin allem Derfüür und Derwidr, für mii sind Schwiinbluamä eifach äs fasziniarends Gwäggs. Am allerbeschtä gfallt mr irjä ungäbendigt Chraft, überall dört z wagsä, wa s ira grad passet. Ungfreeget, zmitzt im noblä Roosäbeet, uf dr stotzigä Chisshaldä, am Strand, ufm Wäg in d SAC-Hüttä. Fräch zwengt schi das Pflänzli us em exakt aangleitä Steinbodä für em nüüja Eifamiliahuus, uf em Schualhuusplatz oder us dr frisch geteeretä Strass. Für keis Plätzli ischt schi schich z schad. D Schwiinbluamä wagst au dört no, wa s sus niamed mee uushaltet, dört, wa scho lengschtä niamed mee huused, wa alls verlotteret ischt und dr Putz ab dä Wänd apper plettered. Jedes Plätzli ischt irä rächt. Mit irja goldigä Chöpfli malet schi ä Farbtupf ins hinderschtä, düchlischtä Egg. Ättes van derä Chraft mögt ii miar gunnä. Ättes van däm Willä, au mit dä widrigschtä Läbensumstend fertig z cho, schim säb nit z schad sii, au in dä duuchlä Eggi äs Zeichä z setzä und ä Liachtblick z sii. I wünschti miar Schwiinbluamä ds ganz Jaar.

Elisabeth Mani-Heldstab ist Präsidentin der Walservereinigung Graubünden und Familienfrau in einer 4-Generationen-Grossfamilie. Sie wohnt in Davos Dorf.

 

Glossar

  • Schwiinbluamä - Löwenzahn
  • Langsi - Frühling
  • berchoon - erhalten
  • Goofä - Kinder
  • duazmal - dannzumal
  • Setzlig - Setzlinge, hier für: Kinder
  • Hafä - Nachthafen
  • Gsüchti und Gäbräschtä - Gebrechen
  • Chüngel - Kaninchen
  • leschtig - lästig
  • erwerrä - wehren
  • leidi Fläckä - hässliche Flecken
  • Huderä - Kleider
  • ungfreeget - ungefragt
  • in dä duuchlä Eggi - in den dunkeln Ecken
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