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Dr Mischt mid dm Herbscht

Marietta
Kobald-Walli
05.11.18 - 04:30 Uhr
YANIK BÜRKLI

Das Zusammenleben der Sprachen und Kulturen in Graubünden: Das ist das Thema der Kolumne «Convivenza», die wöchentlich in der «Südostschweiz» und der romanischen Tageszeitung «La Quotidiana» publiziert wird.

Dr Herbscht gfallt miär uusinnig. Diä Farbä vur Natuur, där Wägsel vu Grüän zu Oransch, Gälb und Bruun, diä Bömm, wa lüüchtend in allnä Schattiärigä. I meinä, allimaal im Herbscht, das sii di hübschischt Jaaresziit. In dr Höhi, ättä ab Ende September, ischt dört än Ruä, dass mä s hofäli glaubt. Kein Ton ischt z ghöörä, kein Chuägloggä, wa bimbelet, kein Hirt, wa rüäft, und kein Hund, wa billt. Nu äs ganz fiins Graschel, wenn äs Lüftli dür di dürrä Gresli geid. Und äs schmeckt villicht na Eemt uf dr Wiiti, na Schwämm am Waldrand und än bitz speeter stiigt us äm füächtä Waldbodä äsoo än liichtä Modergruch uuf. D Sunnä, diä schiint flecher, gid woll nümä äsoo warm, aber zauberet hübschi Muschter und lengi Schattä uf di goldgälbä Wisä und rotbruunä Riedbödä.

Dr Mischt am ganzä Herbscht ischt nid dr Mischt uf dä Wisä, wa än bitz äs Grüchli vrbreitet. Nei, dr Mischt ischt äbä d Sunnä, wa flecher schiint. Nid wäg dr Wermi, wa sch nümä hed, nei, äbä wäg dr Flechi. Im Summer ischt das keis Problem, de schiint sch grad obnäaab. Aber jetz im Herbscht schiint sch vu allnä Siitä flach dür d Pfenschterschiibä inner in ds Huus. Wenn sch de inner gchund. Vor ättä zwei Wuchä, äs ischt afä äs bitschi chelter gsi, luäg i dür d Schiibä vum Wintergartä us. Ämal i hann wellä. Kein Millimeter weer i säb gchoon, all Hundschiss ischt mr än Fläugäschiss in di Queeri choon, Rägätropfä, ingäbachä mid Strassästaub, vrtrochnäti Grashalmä und fettägi Fingertääpä heind mi dra ghinderet, än Blick in dä Gartä z tuän.

Bhüätisch dr Härdöpfel, chund miär duä z Sinnd, sitt ämä Jaar hann i diä Pfenschter nümä gäbutzt. Än bitz in Schutz nää muäss mi aber nottä. Im Früälig hann i än Aafang gmacht und afä iiwendig gwüss flott d Schiibä poliärt. Duä ischt mr aber zmaal d Sunnä in di Queeri choon. Äs heisst bin ünsch nid für nüüd Straalig. Äm Morget äm halbi achti ischt scho d Sunnä uf dä Schiibä, da chascht ds Butzä glatt vrgässä, dsäb weiss än jedä Goof. Guät, hann i diä Butzig vrdussnä än bitz vrschobä, und zmaal iss chalt choon, und i hätti miär d Chlüpperli abgfroorä und au no tonnderli Chläck überchoon. Und duä het s gheissä, schi techänd mid dm Strassäbuu aafaa. Was söll i jetz Pfenschter butzä, wenn s äsoo stäupt und de no drii rägnet. Asä hann i diä Sach hald än bitz vrschobä.

Und jetz äbä, chund diä cheibä Sunnä wider flecher und där ganz Dräck wider zum Vorschiin. Guät, das ischt ättä Ende Augschtä gsin. Aber duä hann i no in d Feriä müässä, und wa i zrugg choon bin, hed d Wäsch und andärä Karsumpel uf mi gwartet. Chürzli hann i de aber nottä namal än Aalauf gnun und schä Iiwendig ghöörig gfiglet. Duä ischt mr aber dr Gartä in di Queeri choon. All Studä, Greser und Bluämä muäss mä hald au schniidä, ds Gmüäs zämä ramisiärä und diä Fertä vu Öpfel läsä und vrmuäsä.

Negscht Wuchä, hann i gädeicht, geischt hinder diä Schiibä. Ja, und duä hed s gschniit.

Marietta Kobald-Walli, geboren 1960, lebt in Strahlegg/Fideris. Sie ist Fotografin und Journalistin, Hochbauzeichnerin, Ehefrau und Mutter von zwei Kindern.

 

Wörtliübersetzig

uusinnig - enorm, sehr, ausgesprochen

ättä - etwa, ungefähr

hofäli - kaum

Eemt - Emd (zweiter Grasschnitt)

Wiiti - Weite, hier: offener Raum, Platz

Pfenschterschiibä - Fensterscheibe(n)

Fläugäschiss - Fliegendreck

Fingertääpä - Fingerabdrücke

bhüätisch dr Härdöpfel - um Himmels willen (Redensart)

Straalig - Strahlegg, Weiler der Gemeinde Fideris

Butzig - Putzerei

Chlüpperli - Wäscheklammern, hier: Finger

Chläck - Hautverletzungen, Risse an der Hand

stäupt - stiebt

gfiglet - intensiv geputzt

Fertä - Fuhren, Fuder

vrmuäsä - einmachen, zu Mus machen

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