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Wie lange noch bis zur Simultanübersetzung?

Luigi
Menghini
23.07.18 - 04:30 Uhr
MARCO HARTMANN

Das Zusammenleben der Sprachen und Kulturen in Graubünden: Das ist das Thema der Kolumne «Convivenza», die wöchentlich in der «Südostschweiz» und der romanischen Tageszeitung «La Quotidiana» publiziert wird.

In einer repräsentativen Demokratie wie die des Kantons Graubünden ist der Grosse Rat das bedeutendste Gremium. Jenes, das den Gehalt des gesamten Territoriums am besten ausdrücken müsste. Tatsächlich widerspiegeln die 120 Grossräte die politisch-territoriale Vielfalt unseres Kantons. Im Grossratssaal und in den verschiedenen Kommissionen hört man aber selten alle drei kantonalen Sprachen. Nur bei ausserordentlichen Gelegenheiten in Verbindung mit besonderen Diskussionen trauen sich die Grossräte, auch in einer anderen Sprache als Deutsch zu intervenieren.

Warum sollte es nicht möglich sein, sich frei in der eigenen Sprache auszudrücken? Warum sollte es nicht für jeden Grossrat, der eine andere Muttersprache als Deutsch hat, möglich sein, die Ansprachen der eigenen Kollegen oder der Vertreter der Regierung simultan in die eigene Sprache übersetzt zu hören?

Wahrscheinlich müssen viele an dieser Stelle ob der scheinbar überflüssigen Bemerkungen, unnützen Ansprüchen und übertriebenen Forderungen schmunzeln. Alle können mehr oder weniger gut auf Deutsch kommunizieren, und demzufolge ist das nicht notwendig, nein! Oder doch? Schliesslich funktioniert auch die gesamte kantonale Verwaltung auf Deutsch, obwohl es einen – chronisch unterbesetzten – Übersetzungsdienst gibt, der allen Bedürfnissen entspricht, der aber sowieso nur von Mitbürgern romanischer oder italienischer Zunge genutzt wird.

Doch warum sollte man diese Situation weiterhin hinnehmen? Warum haben die drei Kantonssprachen in unseren Institutionen kein gleichberechtigtes Rederecht? Ich denke, dass der Hauptgrund vor allem bei den Bündner Mitbürgern liegt, die nicht im Heimatgebiet leben. Sie passen sich an und kommunizieren Wort für Wort, manchmal gut, manchmal weniger, auf Deutsch beziehungsweise auf Dialekt, um die Kommunikation zu beschleunigen, um den Gesprächspartner nicht in Verlegenheit zu bringen. Sie legen dabei eine unberechtigte sprachliche Untertänigkeit gegenüber der Sprache der Mehrheit zutage. Diese Untertänigkeit manifestiert sich oft in Unbehagen, denn so ist man weniger direkt, reaktiv, präzis. Und die Komplexe sind nunmehr nicht nur sprachlicher, sondern sogar kultureller Natur.

Warum sollen sich nur die Italienischbündner und Romanen und nicht auch die Deutschsprachigen über den sprachlich-kulturellen Reichtum unseres Kantons freuen? Da ist die Initiative zur Schaffung eines Forschungsprojekts über die Bündner Vielsprachigkeit höchst willkommen. Aber nicht, um Initiativen zu fördern, die aus jedem romanisch- oder italienischsprachigen Mitbürger verbunden mit Deutsch einen Zweisprachigen machen, sondern damit alle Bündner sich daran bereichern können. Dieser Forderung sollte Gehör verschafft werden, doch sie sollte sich vor allem in der öffentlichen Verwaltung, in den kantonalen und überkantonalen Behörden konkretisieren.

Dies ist der Grund, weshalb die Simultanübersetzung den effektiven Beweis liefern könnte, dass die drei Kantonssprachen denselben Wert haben und somit alle dafür sensibilisieren könnte, dass dieser Aspekt im Vergleich zur Gegenwart realer ist.

Luigi Menghini hat nach dem Erwerb des Bündner Lehrerpatents sein Studium fortgesetzt und an der Universität Lausanne in Sprachen promoviert. Seit 2005 lehrt er an der Pädagogischen Hochschule Chur Italienisch.

 

A quando la traduzione simultanea?

In una democrazia rappresentativa qual è il Canton Grigioni, il Gran Consiglio è il consesso più significativo, quello che dovrebbe esprimere al meglio quanto è presente nel territorio. In effetti i 120 granconsiglieri ricalcano la varietà politico-territoriale grigione. All’interno della sala granconsigliare e nelle diverse commissioni raramente si sentono però parlare le tre lingue cantonali. Solamente in occasioni eccezionali, legate a discussioni peculiari, i granconsiglieri osano intervenire anche non in tedesco.

Perché non dovrebbe essere possibile esprimersi, liberamente, nella propria lingua? Perché non dovrebbe essere possibile per ogni granconsigliere, non di madrelingua tedesca, sentire i discorsi dei propri colleghi o dei rappresentanti del Governo, tradotti simultaneamente nella propria lingua?

Probabilmente a questo punto molti accenneranno ad un sorriso di sufficienza di fronte a queste, che potrebbero sembrare osservazioni superflue, inutili pretese, esigenze eccessive. Tutti sanno bene o meno bene comunicare in tedesco e quindi non è necessario! E invece no, oppure sì? In fondo anche tutta l’amministrazione cantonale funziona in tedesco, sebbene vi sia un servizio di traduzioni, grandemente sottodotato, per tutte le esigenze che comunque provengono da concittadini di madrelingua romancia o italiana.

Ma perché si dovrebbe continuare ad accettare questa situazione? Perché le tre lingue cantonali non hanno diritto di parola, alla pari, nelle nostre istituzioni? Credo che la colpa maggiore risieda soprattutto in noi, concittadini grigioni, che non vivono nel territorio e che pedissequamente si adeguano a comunicare, bene o meno bene, in tedesco rispettivamente in svizzero-tedesco, per velocizzare la comunicazione, per evitare di mettere in imbarazzo l’interlocutore, dimostrando un’ingiustificata sudditanza linguistica nei confronti della lingua parlata dalla maggioranza. Questa sudditanza si traduce spesso in disagio, perché non si riesce ad essere così diretti, reattivi, precisi. E il complesso a questo punto non è solamente linguistico, ma finanche culturale.

Perché, della ricchezza linguistico-culturale del nostro Cantone ne devono gioire solamente i grigionitaliani e romanci e non anche i tedescofoni? Benvenga l’iniziativa di creare un progetto di ricerca sul multilinguismo grigione, ma non per promuovere iniziative volte a fare in modo che ogni concittadino romanciofono o italofono diventi bilingue tedesco, ma che tutti i grigioni possano arricchirsi reciprocamente. È una richiesta che dovrebbe trovare udienza, ma soprattutto sfoggio concreto nell’amministrazione pubblica, negli enti cantonali e paracantonali.  

Ecco perché la traduzione simultanea potrebbe rappresentare l’effettiva dimostrazione che le tre lingue cantonali si equivalgono, sensibilizzando così tutti nel considerare questo aspetto più reale di quanto lo sia attualmente.

Luigi Menghini, dopo la patente magistrale grigione, si è laureato in Lettere a Losanna. Ha insegnato per quattro anni nella scuola secondaria; dal 2005 è docente di lingua italiana presso l’Alta Scuola Pedagogica di Coira.

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