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Aalti chon

Südostschweiz
04.09.17 - 05:00 Uhr
PIXABAY

Das Zusammenleben der Sprachen und Kulturen in Graubünden: Das ist das Thema der Kolumne «Convivenza», die wöchentlich in der «Südostschweiz» und der romanischen Tageszeitung «La Quotidiana» publiziert wird.

Var Anna Meyer-Tuffli

Aalti chon well i denn ganz gsittet. Was das heisst? Eifach unkompliziert. Langsam und weise. All min Ärfaarigä gsammlet, parat zum wiiter gään. Ooni Angscht, diä weeri denn nümmä nötig. Was sötti eim noch passierä? Mä weiss, wiä mä das und ditz vermiidä chann.

I wellem Alter dass i gsin bin mit dennä Gedankä, weiss i nümmä. Ds Gschidschtä is uf all Fäll nid gsin. Ds Felschischtä, wa i mr vürgstellt han, ischt, dass i d Müädi vergässä han. Und grad diä spillt äsoo än grossi Rollä. Wenn t ärschröckeli müädi bischt, ischt nüt meen mit dr Wiisheit. Diä ischt denn äswaa zunderscht dunnä, ja, du weischt nid ämal meen rächt, was das ischt. Du chempfscht um Chraft. Chraft, eifach zum ds Nötigschtä tuän. Hübschi Sätz chommend dr nid z Sinn. Nid, wiä mä hälfä chönnti, d Menschheit z verbessärä. Höchschtens: Muäss i jetz das glettä oder chann i s probierä, hübsch glatt z striichä und denn zämmäleggä? Huusfrauästolz, wa bischt? Derigs hann i de schon niä wellä. Ordnig ischt Ordnig, und das ischt das, waa mä glärnet hed! Wäsch uufheichä, ds Gliichä zum Gliichä, Underhosä zu Underhosä, Wäschblätz zu Wäschblätz. Nid alls underänand, wiä gsachti das au uus! Äs chund zwar nid allpott äswär zun ünsch in d Wäschheichi im Chäller, aber mä weiss nottä niä!

Wiä chammä äswas vermiidä? Wenn s eifach uverhofft chund? Hed mä s früär gseen chon? Nid alls, aber velicht hed mä schi gschwinder chönnä werrä. Gschwind? Das ischt äs sältäs Wort. Gschwind chann i nüt meen. Nid ämal albig d Nasä butzä. Uf äm Spaziergang chomme mr stendig überholt. Was ischt au das? Warum pressiert alls so? Än bitz gschwinder chönntä mä schon probierä. Aber mr müässend au no schnuufä. Di Überholendä luägend eim aan, luägend eim nid aan, sägend «Guede Tag», sägend gar nüt oder lächlend. Rächt is eigentli niä, schi sind ja gschwinder.

Unkompliziert? Geid ehender nid. Wemmi aaleggä muäss und ds Hosäbein di lengscht Ziit verfeelä, chund s kompliziert. Deschgliichä d Strumpfhosä. Äs gebti Hülfä. Abr i bin doch noch nid sövel aalti! Chochä geid noch. Usser, dass i mengsmal d Salz vergissä, abr das merkt nun Hans, oder d Flurina. Denn luägensch änand an, mit ämä Lächlä! Ja, lachet ier nun! Ier heid ja nid an alls deichä müässä.

Und denn chommend äsiä di «gscheichtä» Tagä. Wenn i am Morget in d Chuchi chummä, gseen i zwar uf äm Chuchitisch dän Hock Papiiri, wa i ärläsä sötti, aber är ischt mr gliich. I gseen di Gaffimaschinä. Ischt dr Gaffi nid besser als sus? I gseen min Uufgabä für dän hüttig Tag, aber i gseen äswiä drüber. D Enkli chommend gan z Maränd ässä. I bin ganz da! Das ischt jetz dernän Tag, wa i min Ärfaarigä bruuchä chann. Chann hälfä. I bin doch nid än Aalti! Mi chammä no bruuchä! Vergässä sind di müädä Tagä, ooni Antriib und ooni Sinn.

Und drum ischt ds Alter gmischt. Nän muäscht alls, di duuchlä und di hällä Tagä. Schi händ Sinn, wenn i das au nid albig begriifä.

Anna Meyer-Tuffli wurde 1934 in Luzein geboren. Die gelernte Kauffrau lebt seit ihrer Heirat im Unterland, zunächst am Zürichsee, danach – seit 1965 – im Baselbiet. Ihre Prättigauer Mundart hat sie behalten. Gelegentlich erscheinen ihre «Gschichtä vor Anna» in der Zeitung «Prättigauer und Herrschäftler».

 

Wörterliste

aalti chon – alt werden

das und ditz – dies und das

ds Felschischtä – das Falscheste

vürgstellt  – vorgestellt

Müädi – Müdigkeit

ärschröckeli  – schrecklich

glettä – glätten, bügeln

Derigs –  Derartiges

Wäsch uufheichä – Wäsche aufhängen

Wia gsachti das au uus! – Wie würde das auch aussehen!

wemmi – wenn ich mich

deschgliichä – dergleichen, ebenso

Hülfä – Hilfen

deichä – denken

gscheichtä – geschenkte

Hock  – Stoss, Haufen

ärläsä – erlesen, sortieren

Gaffi – Kaffee

z Maränd – Mittagessen

albig – immer

Unterstützt von der Walservereinigung Graubünden

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