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Wie sich die Tochter eines singhalesischen Verlegers ins Glarnerland verliebte

Sasi
Subramaniam
02.11.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

Die Geschichte beginnt so: Janaka Inimankada ist der Besitzer eines Buch-Verlages in Sri Lanka. Er hat vor einiger Zeit über Facebook einen Aufruf gestartet. Er war auf der Suche nach einer englischen Übersetzung des Buchs «Lila, Lila» des Schweizer Autors Martin Suter.

Ich habe den Aufruf gesehen, weil der Buchverlagsleiter meine Frau Sunethra kennt und sie in diesem Beitrag markiert hatte.

Eine englische Übersetzung des Romans haben wir zwar nicht gefunden. Aber ich habe mir danach immerhin den Film zum Buch zwei Mal angeschaut. Einige Tage später erhielt Sunethra einen Anruf von Janaka. Er bat uns, «Lila, Lila» ins Singhalesische zu übersetzen. Er habe an einem Film-Festival mit europäischen Filmen in Sri Lankas Hauptstadt Colombo den «Lila, Lila»-Film gesehen und sei davon begeistert gewesen.

So begann meine Beziehung zu Janaka, den ich zuvor nicht gekannt hatte. Wir haben uns zwar auf eine Übersetzung geeinigt, ich bin mir aber bewusst, dass das eine sehr grosse Herausforderung ist.

Vor gut einem Monat ist Janaka mit seiner Frau und drei Kindern zu einer Europa-Reise aufgebrochen. Auf dem Reiseplan stand zuerst Deutschland, dann Paris und danach Glarus. In den Glarner Herbstferien habe ich Janaka und seine Familie am Flughafen Zürich abgeholt. Die Familie war begeistert, als sie zum ersten Mal das Glarner Bergpanorama erblickte. Janakas zweite Tochter meinte sogar, dass sie lieber noch länger im Glarnerland geblieben wäre als in Paris. «Paris ist nichts im Vergleich mit Glarus», sagte sie. Die Schönheit der Natur hatte es ihr so richtig angetan.

Nach einigen Gesprächen mit Janaka war dieser der Meinung, dass Schweizer Literatur unbedingt nach Sri Lanka gebracht werden müsse. «Für mich ist die Schweizer Literatur eine fremde Welt. Das will ich jetzt ändern», sagte Janaka. Dazu hatte er auch schon eine neue Idee mitgebracht. Es ging jetzt nicht mehr um «Lila, Lila» von Martin Suter.

Janaka hat meiner Frau und mir vorgeschlagen, Schweizer Kinderbücher ins Singhalesische zu übersetzen. Und im Gegensatz zu «Lila, Lila» trauen wir uns das zu. Wir sind darum im Moment daran, die ersten zehn Schweizer Kinderbücher zu übersetzen. Vielleicht ist das ja der Start in eine goldene Zukunft für die Schweizer Literatur in Sri Lanka.

Sasi Subramaniam arbeitet als Fotograf bei den «Glarner Nachrichten», er streift aber auch in seiner Freizeit viel mit seiner Kamera bewaffnet durchs Glarnerland. Immer wieder trifft er dabei per Zufall spannende Menschen. In der losen Serie «Begegnungen» zeigt er solche Treffen und erzählt, warum ihm genau diese imponiert haben.

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