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Eine Orgel in Schiers sorgt für Diskussionen

Für die Bewohner von Schiers war klar: Die Orgel in der Reformierten Kirche soll verschwinden. Stattdessen soll eine neue, moderne rein. Der Heimatschutz Graubünden hält nichts von dieser Idee – und fordert vom Kanton, sie unter Schutz zu stellen.

Kristina
Schmid
21.06.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Darf die Orgel aus der Kirche in Schiers entfernt werden? Die Meinungen gehen auseinander.
Darf die Orgel aus der Kirche in Schiers entfernt werden? Die Meinungen gehen auseinander.
OLIVIA ITEM

Die Reformierte Kirche St. Johann in Schiers soll renoviert werden. Konkret soll die alte Orgel rausgenommen werden, um einer modernen Orgel Platz zu machen. Der Vorteil davon: Die Kirche würde heller, sie könnte besser beheizt werden und der Chor könnte sich freier aufstellen.

Dieses Vorhaben gefällt dem Bündner Heimatschutz so gar nicht. In einer Medienmitteilung vom Donnerstag fragt der Heimatschutz provokant: «Dürfen die Nutzungsinteressen in diesem Fall so bedenkenlos über die Schutzinteressen gestellt werden?» Die Antwort des Heimatschutzes dürfte nun keine Überraschung mehr sein: Nein.

Weils einzigartig ist

Es sei erstaunlich, dass die Reformierte Kirche nicht unter Denkmalschutz stehe, handle es sich doch um ein Baudenkmal von regionalem Rang. Aber nicht nur das Gebäude – sondern auch die Innenausstattung – müsste eigentlich geschützt werden. Würde die Orgel rausgenommen, «würde nicht nur ein rares Instrument von grosser Klangqualität verschwinden, sondern auch das dazugehörende Gehäuse, das einen integralen Bestandteil der heutigen Innenausstattung ausmacht», schreibt der Heimatschutz.

Diese Innenausstattung stammt von 1928 und wurde von Nicolaus Hartmann, einem der einflussreichsten Architekten seiner Zeit in Graubünden, als Gesamtkunstwerk gestaltet. Konkret gehört neben der Orgel auch die Holzleistendecke, der Holzboden, das Brusttäfer, die hölzerne Empore im Schiff, die Kirchenbänke und die hölzernen Hängeleuchter und Lampen dazu. 

Kanton muss handeln

Ob die Kirche oder Teile des Interieurs schutzwürdig sind, das weiss der Heimatschutz aber noch nicht. Er geht nur davon aus, dass es eventuell so sein könnte. Zum einen, weil das Interieur den Sakralraum bereits seit fast 100 Jahren präge. Zum anderen, weil es ein Beispiel eines komplett erhaltenen Kircheninterieurs des Heimatstils ist. 

Ob der Heimatschutz Recht hat, wissen wir im August. Dann liegen nämlich die Resultate eines Fachgutachtens vor, der genau diese Fragen bis dahin klären soll. Damit die Orgel nun nicht rausgerissen wird, bevor die Ergebnisse vorliegen, fordert der Heimatschutz den Kanton Graubünden auf, zu handeln. Konkret soll die Bündner Regierung Massnahmen einleiten, um die Kirche vorsorglich unter kantonalen Schutz zu stellen. So lange, bis alles klar ist.

Kristina Schmid berichtet über aktuelle Geschehnisse im Kanton und erzählt mit Herzblut die bewegenden Geschichten von Menschen in Graubünden. Sie hat Journalismus am MAZ studiert und lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern im Rheintal, worüber sie in ihrem Blog «Breistift» schreibt. Mehr Infos

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