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Meldeaufruf hilft seltener Flechte

Flechten sind meist schwierig zu entdecken. Trotzdem wurden dem Naturzentrum Glarnerland nach dem letztjährigen Aufruf bisher unbekannte Vorkommen der Lungenflechte gemeldet.

Südostschweiz
15.02.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Die Lungenflechte lebt meist auf der Rinde von alten Buchen und Bergahornen
Die Lungenflechte lebt meist auf der Rinde von alten Buchen und Bergahornen
Christoph Scheidegger

Sie wachsen auf Baumrinde und tragen Namen wie Schöne Wimperflechte, Rötliche Goldzitzenflechte, Echte Lungenflechte oder Engelshaar. Schweizweit gibt es über 500 verschiedene baumbewohnende Flechten. Nicht selten leben 30 Arten an einem einzigen Stamm. Meist fällt die vielfältige Flechten-Schar nur den Spezialisten auf. Aber auch die Glarner Bevölkerung schaute laut einer Mitteilung hin: Sie entdeckte nach dem letztjährigen Aufruf des Naturzentrums Glarnerland neue Lungenflechten-Standorte.

Jeder Fundort hilft

Die Meldungen stammen aus der Umgebung des Obersees, vom Mullerenberg ob Mollis, aus dem Äugstenwald Ennenda sowie von verschiedenen Standorten in Elm, Linthal und Braunwald. Die Fundorte helfen bei der Planung von Holzschlägen. Bäume, die mit Lungenflechten und weiteren seltenen Arten bewachsen sind, werden im Rahmen der kantonalen Waldbiodiversitätsstrategie von den Forstleuten stehen gelassen. Zudem wird der Glarner Wald auf seiner ganzen Fläche naturnah bewirtschaftet.

Die Funde geben aber auch wertvolle Hinweise, wo Einzelbäume und Baumgruppen im offenen Kulturland gefördert werden sollten. Die Bäume vernetzen die Landschaft und helfen den Baumflechten, die sich oft nur über kurze Distanzen ausbreiten können, den Weg zwischen verschiedenen Waldstücken zu überwinden.

Naturnahe Wälder wichtig

Flechten stehen schweizweit stark unter Druck. Fast jede zweite baumbewohnende Art ist bedroht. Luftverschmutzung und starke Veränderungen des Lebensraums setzen den sensiblen Lebewesen zu. Viele seltene Flechten sind auf alte Bäume angewiesen. Intensive Waldbewirtschaftung führte deshalb vielerorts zu einer Verarmung der Flechtenflora. Die naturnahen Bergwälder des Kantons Glarus beherbergen jedoch noch üppige Vorkommen an schweizweit gefährdeten Flechtenarten. Für deren Erhalt trägt der Kanton deswegen eine besondere Verantwortung.

Flechtenbewuchs schadet den Bäumen übrigens entgegen häufiger Meinung nicht. Die Flechten entziehen dem Baum keine Nährstoffe oder Wasser und nutzen ihn nur als Haftunterlage.

Weitere Meldungen bitte an: Naturzentrum Glarnerland, Bahnhofgebäude Glarus, 8750 Glarus, Tel. 055 622 21 82, info@naturzentrumglarnerland.ch, www.naturzentrumglarnerland.ch

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