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«Feuerwehrleute stossen bei Einsätzen teils an psychische Grenzen»

Die freiwilligen Feuerwehren in Graubünden leisten immer mehr Einsätze. An ihre Grenzen stossen die Feuerwehrleute aber nicht wegen der Anzahl Einsätze, sondern psychisch bei den wenigen besonders grossen, sagt der kantonale Feuerwehrinspektor Hansueli Roth.

Südostschweiz
21.01.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Hansueli Roth Feuerwehrinspektor Feuerwehr
Hansueli Roth kantonaler Feuerwehrinspektor sieht keine Alternative zur Miliz-Feuerwehr in Graubünden.
OLIVIA ITEM

Ein Grossbrand im San-Bernardino-Tunnel, ein Flugzeugabsturz bei Flims, ein Wohnungsbrand in Chur, zuletzt der Brand der Postautogarage beim Churer Bahnhof – in den letzten Monaten scheinen die freiwilligen Feuerwehr-Korps im Kanton Graubünden nicht nur viele, sondern auch besonders grosse, aufwändige Einsätze gehabt zu haben. Ein Eindruck der nicht täuscht, wie der kantonale Feuerwehrinspektor Hansueli Roth im Interview mit Radio Südostschweiz erklärt: «Man kann sagen, die Feuerwehren haben tendenziell immer mehr Fälle.»

Ein entscheidender Grund dafür sei aber, dass man heute schon sehr schnell und oft die Feuerwehr alarmiere, weil es für gewisse Einsätze einfach niemand anderen gebe, so Roth. «Wir können zum Beispiel mit unseren Leitern verletzte oder kranke Menschen schneller bergen. So bringen wir schon auch mal Menschen aus höheren Gebäude-Etagen für die Notfall-Ärzte auf den Boden runter», nennt Roth nur ein Beispiel.

«Bilder im Einsatz sind teilweise furchtbar»

Im letzten Jahr gab es laut Roth aber auch viele Einsätze wegen kleinen Dingen, etwa Bränden, die durch die grosse Trockenheit vermehrt aufgetreten seien. Belastend für die freiwilligen Feuerwehrleute im Kanton sind aber weniger, die Summe vieler kleiner Einsätze, sondern die psychische Belastung der ganz grossen Einsätze. «Wir als Miliz-Organisation kommen in dem Bereich bei gewissen Bildern, die unsere Leute zu sehen bekommen, schon an die Grenzen», so der Feuerwehrinspektor.

Schon manche Bilder bei Unfällen auf der Strasse seien schon grenzwertig, ein Flugzeugabsturz etwa sei aber ein Vielfaches davon. «Da sind wir schon im Grenzbereich des Erträglichen», sagt Roth. Aber das sei auch für Berufseinsatzkräfte wie bei der Polizei nicht anders, «das sind furchtbare Bilder, die man da sieht.» Das Miliz-System der Feuerwehr in Graubünden stellt der deswegen aber keineswegs in Frage, im Gegenteil: «Das würde in Graubünden schlicht nicht funktionieren. Eine Berufsfeuerwehr kann man nur betreiben, wenn man entsprechend viele Einsätze hat.» Im Kanton wäre das nicht einmal in Chur organisier- und finanzierbar. (ofi)

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