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Ein Maiensäss für Uznach

Seit 50 Jahren wird in Milez das Uzner Familienskilager durchgeführt. Einzelpersonen und Familien reisen dazu ins Bündner Maiensäss.

Linth-Zeitung
14.02.19 - 15:29 Uhr
Leben & Freizeit
Das OK des Familienskilagers Uznach/Milez: Charles Strotz (links, verantwortlich für die Buchhaltung), Caroline Widmer (Administration) und Hans Zwicky (Verpflegung).
Das OK des Familienskilagers Uznach/Milez: Charles Strotz (links, verantwortlich für die Buchhaltung), Caroline Widmer (Administration) und Hans Zwicky (Verpflegung).
BARBARA SCHIRMER

von Barbara Schirmer

Seit einem halben Jahrhundert ist in Uznach zu Beginn der Schulsportwoche dasselbe Bild zu beobachten. Verschiedene Familien fahren in den frühen Morgenstunden mit ihren vollbepackten Autos Richtung Bahnhof.

Es handelt sich dabei um Teilnehmer des Familienskilagers Uznach/Milez. Diese treffen sich dort zur letzten Lagebesprechung. Anschliessend geht die Reise autonom weiter bis Dieni bei Sedrun. Die letzten Meter zum Feriendomizil Milez werden per Sessellift zurückgelegt. «Für uns lassen sie ihn bereits eine Stunde früher laufen. So können wir das ganze Material noch vor dem offiziellen Ansturm befördern», erklärt Hans Zwicky, der seit vielen Jahren im Organisations-Team des Familienskilagers ist. Sein Metier ist die kulinarische Versorgung des Trupps, wobei Zwicky dafür keineswegs selber den Kochlöffel schwingen muss. Das Familienskilager Uznach/Milez hat nämlich eine ganz besondere Organisationsform.

Gewohnt wird nicht im Lagerhaus, sondern in verschiedenen kleineren und grösseren Häusern. Diese bestehen aus den ehemaligen Heuschobern und Ställen des Maiensässes Milez. Sie sind einst zu Ferienliegenschaften ausgebaut worden. Je nach Typ haben von vier Personen bis vier Familien Platz in einer Unterkunft. Pro Haus gibt es einen Hüttenchef. Jedes Haus-Team ist selbstständig, kocht intern, allerdings nach dem vorgegebenen Menüplan von Hans Zwicky.

Er wiederum organisiert die entsprechenden Lebensmittel, rechnet aus, wie viel von was pro Haus bereitstehen muss und verquantet alles in Schachteln. «Die Menüs stelle ich schon früh zusammen», erklärt Zwicky. Denn es gelte, so günstig wie möglich die Grossmengen einzukaufen. Die frischen Lebensmittel werden direkt im Ferienort bestellt. Ein Blick auf die Bestellliste verrät, dass in diesem Jahr nebst Chinakohl, Randen und Co. auch 54 Kilogramm Kartoffeln gebraucht werden.

Jede Familie bestimmt selber

Allein in der Lagerwoche vom 26. Januar bis am 2. Februar, also der offiziellen Sportwoche, werden 75 Uzner Milez besiedeln. Diese Tage sind reserviert für Familien mit schulpflichtigen Kindern. Eine Woche zuvor reisen 90 Einzelpersonen, Paare oder Familien mit Kleinkindern an. Somit gilt es für Hans Zwicky, zweimal Lebensmittelpakete bereitzustellen.

Ist Milez per Sesselbahn erreicht, gilt es für die Reisenden, ihr persönliches Gepäck, die Ski, Schlitten und Snowboards inklusive den Küchenkisten ins entsprechende Häuschen zu transportieren. Von da an kann der Lagerspass beginnen. Grundsätzlich bestimmt jede Familie und jedes Haus-Team selber, wie lange der Pistenspass an den jeweiligen Tagen dauert. Auch ob ein Winterspaziergang der schnellen Fahrt auf den Brettern vorgezogen wird. «Pro Lagerwoche gibt es aber verschiedene Events, an denen wir eine Teilnahme begrüssen. Alles basiert aber auf freiwilliger Basis», erklärt Caroline Widmer. Sie ist für den administrativen Bereich des Lagers zuständig. Ihr Haus-Team habe in diesem Jahr die Aufgabe gefasst, die Lager-Olympiade zu organisieren. Details dazu werden an dieser Stelle nicht verraten, es soll eine Überraschung werden. Spass sei aber garantiert.

Das Likörchen am Abend

Zudem sei es eine Art Tradition, dass an den Abenden die Lagerteilnehmer einander in ihren Häuschen besuchten, sagt Widmer. Dabei habe jeder Hüttenchef eine eigene Spezialität zu bieten. Sei es ein Likörchen, ein herber Schnaps oder sonst eine Köstlichkeit – jeder trumpfe mit etwas anderem auf.

Die Bettenanzahl in Milez ist begrenzt. Die Familienferien sind beliebt, und das bereits seit langer Zeit. Daher wird eine Warteliste geführt. Sicher spiele der günstige Preis eine Rolle, sagt Widmer. Es seien aber auch die gemeinsamen Erlebnisse, das Miteinander, das die Nachfrage positiv beeinflusse.

Die Idee für das Familienskilager stammt übrigens vom pensionierten Uzner Lehrer Felix Hendry. Der gebürtige Bündner Oberländer wollte den Familien der Schüler ermöglichen, im Anschluss an das offizielle Schul-Skilager in Milez Winterferien zu machen. Freundschaften, die über viele Jahre dauern, sind dabei entstanden. Nicht selten sind die heutigen Eltern die Kinder von damals. Auch nächste Woche wird das wieder so sein, wenn sich die Uzner ein weiteres Mal in aller Frühe am Bahnhof für die letzte Lagebesprechung treffen.

Drei Fragen an Charles Strotz, Verantwortlicher Buchhaltung des Familienskilagers Uznach/Milez

1. Sie sind seit 1983 beim Familienskilager mit dabei. Wie kamen Sie dazu?
Meine längst erwachsenen Kinder waren damals in der Mittelstufe und hatten teilweise Angst, alleine in ein Lager zu gehen. Also ergatterten wir einen Platz im Familienskilager, das damals noch anders organisiert war. Die Lagerangst war schnell überwunden, und seither reisen wir nach Milez.


2. Welches war Ihr lustigstes Erlebnis im Familienskilager?
Da gibt es viele. Es ist schon vorgekommen, dass am Morgen die Türe eines Häuschens mit Schnee verbarrikadiert war. Einmal wurde mitten in der Nacht auf der «Dorfstrasse» ein Graben 
in den Schnee gegraben… Auf dem Nachhauseweg gingen die Ideen nicht aus.


3. Welches ist die kulinarische Spezialität von Ihrem Haus?
In den letzten Jahren wurden im Haus Alpina unsere Eierbrötchen mit Glühmost gerne genossen. Wir werden sehen, mit was wir dieses Jahr aufwarten. Diese geselligen Abende, umgeben von Freunden, sind toll. Sie gehören zum Familienskilager genauso dazu wie der Pistenspass und das Après-Ski. 

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