×

Jedem König seinen Kuchen 

Dreikönigskuchen für Singles, Gruppen und Schleckmäuler mit Extrawünschen: In den Bäckereien der Region ist am 6. Januar der Kunde König.

05.01.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

Wer glaubt, im Dreikönigskuchen müsse unbedingt ein kleiner Plastikmann mit Krone stecken, irrt. Die in Rapperswil-Jona an vier Standorten vertretene Bäckerei Wick hat in diesem Jahr einen speziellen Auftrag erhalten: Anstelle des kleinen weissen Kerls steckt sie diesmal Zettelchen mit Weisheiten in den Hefeteig – zumindest bei einem ihrer Kuchen. Diese besondere Bestellung stammt von einer jungen Frau, die ihren Mitschülerinnen und Mitschülern auf diesem Weg Neujahrswünsche überbringen möchte. Und so wird ein Dreikönigskuchen quasi über Nacht zum riesengrossen Glückskeks. 

Die Bestellung der besagten Schülerin ist die speziellste in diesem Jahr, wie Marlene Schuler von der Bäckerei Wick sagt. Nicht alle Kunden haben indes so fantasievolle Wünsche. Die meisten wollen einfach in ihrem Kuchen haben, was sie am liebsten mögen: Entweder Schokolade-Stückchen oder klassische Sultaninen. Oder ganz einfach die Variante «nature». 

Von Single- bis Riesenkuchen

Dass der König ein Kunde ist, dessen Wünsche immer weitere Kreise ziehen, zeigt auch die Nachfrage bei der Bäckerei Steiner. Die Bäcker der im zürcherischen Wetzikon heimischen Firma macht nicht nur «gewöhnlichen» Dreikönigskuchen und jenen ohne Sultaninen. Sie verarbeiten auch Urdinkel-Mehl zum traditionellen Gebäck. «Dies soll bekömmlicher sein», erklärt Francesca Decurtins von der Geschäftsleitung. Bereits die an Medizin interessierte Universalgelehrte Hildegard von Bingen, Äbtissin im Mittelalter, schwörte auf Dinkel: «Es verschafft dem, der es isst, ein rechtes Fleisch und bereitet ihm gutes Blut», soll sie geschrieben haben. Neben der Variante in Dinkel bietet die Bäckerei Steiner auch einen glutenfreien Dreikönigskuchen an.

Auch für jene, denen Salziges besser schmeckt, gibt es eine passende Variante: So stellt die Bäckerei Wick auch Laugen-Dreikönigsbrötchen her. «Das ist bei uns keine Seltenheit», erzählt Marlene Schuler. «Es gibt immer wieder Leute, die nichts Süsses mögen und deshalb einen salzigen Teig bevorzugen.» 

Nicht nur vom Inhalt, sondern auch von der Grösse her sind die Varianten des Kuchens schier unbegrenzt, wie eine Nachfrage zeigt: Die Bäckerei Wick hat schon fünfzigteilige Kuchen hergestellt, hauptsächlich für Privatkunden. «Firmen bestellen in der Regel die Standardgrössen, also Sechser- oder Zwölfer-Kuchen», sagt Schuler. Oft wollten diese den Kuchen auch gleich verschicken lassen. Der «Single-Kuchen», also der Einer, sei eher die Ausnahme. «Doch der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.» 

Gewünscht wird manchmal auch ein Dreikönigskuchen mit dem Logo einer Firma oder eines Vereins obendrauf. Oder aber, dass das Gebäck in einer besonderen Schachtel verpackt wird. Auch «Single-Kuchen» – ein einzelnes Gebäckstück mit einem Königsfigürchen – stellt die Bäckerei Steiner her. Dies allerdings nur auf Bestellung. Mit solchen «Mini-Kuchen» liebäugelt wohl, wer sich in jedem Fall zum König küren lassen will. 

Keine Königinnen

Während Grösse und Teig des Kuchens immer wieder variiert, bleibt der König stets gleich, nämlich: weiss und männlich. Verlangt niemand nach einer Königin? Die Frage geht an die Bäckerei Steiner. «Nein, wir verwenden immer denselben Königstypus», sagt Francesca Decurtins. Auch die Bäckerei Wick hat noch keine Anfrage nach einem speziellen König oder einer Königin erhalten – «bis jetzt», schiebt Marlene Schuler nach und lacht ins Telefon. «Es ist fast alles möglich.» 

Gewisse Grenzen setzt allerdings das Material des Figürchens, ergänzt Koni Gabriel, Inhaber der Bäckerei Gabriel, die im Linthgebiet Filialen in Uznach, Kaltbrunn und Schänis hat. So könne man nicht ein x-beliebiges Figürchen in den Kuchen backen. Das Material müsse ofenfest sein und auch Lebensmittel-Standards erfüllen. Die klassischen Königsfigürchen seien aus Hartkunststoff.

Ein, zwei, drei Könige

Dass der König allerdings nicht nur in einem, sondern gleich in mehreren Kuchenteilen steckt, dies wünschen immer wieder Kunden an der Bäckertheke. Etwa möchten sie, dass jedes Stück oder jedes zweite einen König enthält. Oder aber – man mag es kaum glauben – dass der König gänzlich fehlt. Auch das gibt es. 

Ein Nachteil für die Bäckereien ist dieses Jahr, dass der Dreikönigstag auf einen Sonntag fällt. Nicht alle Backstuben sind dann geöffnet: Bei der Bäckerei Gabriel sind morgen drei von acht Filialen offen. «Ob sich der Ansturm auf den Samstag vorverschiebt, ist schwer einzuschätzen», sagt Koni Gabriel. Für das Geschäft mit dem königlichen Gebäck ist den Bäckereien darum ein gewöhnlicher Wochentag lieber. Dennoch rechnet Gabriel auch heuer mit der für seine acht Filialen üblichen Teigmenge von 500 bis 600 Kilo. Was übrig bleibt, wird danach für süsse Weggen verwendet. 

Experimente mit Früchten 

Die Bäckerei Wick möchte mit der Zeit gehen und plant, im nächsten Jahr zusätzlich einen Dinkel-Dreikönigskuchen herzustellen. Offen ist noch, welche Frucht die Bäcker dem Teig zugeben werden. «Wir möchten mal etwas anderes probieren», sagt Marlene Schuler. Ob getrocknete Aprikosen oder Nüsse das Dinkelgebäck ergänzen sollen, ist noch unklar. Fast sicher ist jedoch bereits in diesem Jahr: Der Teig wandelt sich, der König bleibt. 

 

 

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Leben & Freizeit MEHR