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Das Erfolgsrezept für die Weltmeisterschaft ist bereit

Ende Monat finden in Luxemburg die Kochweltmeisterschaften statt. Mittendrin werden auch zwei Glarner sein: Bettina Marti aus Matt und Frederik Jud aus Niederurnen. Für beide sind es die ersten Titelkämpfe.

Paul
Hösli
17.11.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Optimistisch: Frederik Jud peilt in Luxemburg die Goldmedaille an.
Optimistisch: Frederik Jud peilt in Luxemburg die Goldmedaille an.
SASI SUBRAMANIAM

Einen Schokoladen-Weltmeister hat das Glarnerland mit Elias Läderach bereits. Wenn es nach Frederik Jud geht, soll Ende November noch ein Titel bei den Köchen dazukommen. Der Niederurner ist Mitglied der Schweizer Kochnationalmannschaft und nimmt vom 23. bis zum 29. November an den Weltmeisterschaften in Luxemburg teil. «Das Ziel ist, in beiden Kategorien jeweils die Goldmedaille zu holen. Man geht ja nicht an einen Wettkampf, um zu pläuscheln», so die klare Ansage des 32-Jährigen. «Der Spass soll aber nicht zu kurz kommen, die Nationalmannschaft ist letztlich auch ein Hobby.»

Neben Jud wird mit der 19-jährigen Bettina Marti eine zweite Vertreterin aus dem Glarnerland die Schweizer Fahne im Grossherzogtum hochhalten: als Helferin bei den Junioren. «Das ist cool und so macht es noch mehr Spass, ich freue mich für Bettina. Sie hat in dem Betrieb die Lehre gemacht, in welchem ich Souschef war», sagt Frederik Jud.

Während Bettina Marti unterstützend mitwirkt, fällt Frederik Jud eine wichtigere Rolle zu. Der Küchenchef des Alterszentrums Bergli in Glarus ist im achtköpfigen Team – sechs Köche, ein Helfer und ein Chocolatier – für den Hauptgang verantwortlich.

Kochen als Hochleistungssport

Beim Fototermin für die «Südostschweiz» muss Frederik Jud noch so tun als ob, denn eigentlich hat er bereits Feierabend. In Luxemburg wird dies aber komplett anders sein. An den Weltmeisterschaften ist Kochen Hochleistungssport, die besten Köche kreuzen dort die Kochlöffel. «Es sind nicht unbedingt die Besten, sondern diejenigen, die sich die Zeit dafür nehmen und ihre Leidenschaft ausleben wollen», relativiert Frederik Jud.

Als Mitglied der Kochnationalmannschaft muss man laut dem gebürtigen Gommiswalder viel Freizeit opfern. «Da investiert man schon die eine oder andere Stunde.» Im vergangenen Jahr wurde die neue Nati gegründet und Frederik Jud wurde dafür angefragt. «Ich habe schon früher Einzelwettbewerbe in Europa und der Schweiz bestritten. Ich bin daher kein unbeschriebenes Blatt in der Szene.» Seit der Berufung in die Nationalmannschaft arbeitet das Team auf das anstehende Highlight hin. «Mit Trainings, in welchen die Abläufe koordiniert und die Menüs kreiert werden oder wir mit einem Mentaltrainer zusammenarbeiten.»

Mehr als nur Schwein

Für das Drei-Gänge-Menü haben die Teams sechs Stunden Zeit. Danach wird das Gourmetessen 110 Personen serviert. «Diese beurteilen das Essen aber nicht, sie sind lediglich die Gäste.» Bereits nach zehn Minuten seien die Tickets für das Menü der Schweizer ausverkauft gewesen. «Bestimmt kein schlechtes Zeichen», so Frederik Jud mit einem Lachen.

In diesen sechs Stunden wird Jud zusammen mit einem Kollegen live vor den Augen der Zuschauer den Hauptgang zubereiten: Alpschweinfilet im Gewürzmantel und geschmorte Kinnbacke, begleitet von Polenta mit Kabis und gepickeltem Kürbis dürfen die Gäste essen. «Fleisch liegt mir schon als ehemaliger Souschef. Ich hätte mir aber auch vorstellen können, die Vorspeise zuzubereiten.» Das Dessert hingegen nicht, obwohl der Familienvater ursprünglich Bäcker-Konditor lernte. «Das sollen jene tun, die das immer machen.»

Keine Zeit für süsse Träume

Auch wenn es in den letzten Jahren zu keiner Medaille an einer WM mehr reichte, die Schweiz gehört zu den Topmannschaften unter den 105 teilnehmenden Nationen. «Druck verspüre ich deswegen aber nicht, höchstens denjenigen, den ich mir selber mache», so Jud. Auch wenn es eine Sensation wäre, die Trainer würden ihren Schützlingen die Goldmedaille zutrauen. «Wenn alles nach Plan läuft.» Es könne aber immer etwas in die Hose gehen, so Jud. «Ein Gerät kann zum Beispiel aussteigen. Wir arbeiten dort mit Utensilien und in einer Umgebung, die uns völlig unbekannt sind. Auch die Küche wird kleiner sein als sonst, sicher gewöhnungsbedürftig.»

Letztlich sei es einfach eine tolle Erfahrung, sagt Frederik Jud und freut sich auf die bevorstehenden Weltmeisterschaften. «Früher konnte ich mir nicht vorstellen, daran teilzunehmen. Aber man wird ja älter und es ist wohl etwas, das man im Leben nur einmal macht.» Auch wenn er sich bewusst ist, dass es kein Honigschlecken wird. «Zum Schlafen werden wir in dieser Zeit vermutlich nicht viel kommen.»

Paul Hösli ist Redaktor bei den «Glarner Nachrichten» in Ennenda. Wenn er keine Artikel über das regionale Geschehen verfasst, produziert er die Zeitung. Zudem ist er der Stellvertreter von Ruedi Gubser für das Ressort Sport. Er ist seit 1997 bei der «Südostschweiz», im Jahr 2013 wechselte er intern von der Druckvorstufe in die Redaktion. Zuerst in einem 40-Prozent-Pensum und seit 2016 zu 100 Prozent. Mehr Infos

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