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Alle archäologischen Fundstellen auf einen Blick

Der Kanton verschafft sich aktuell einen Überblick über archäologische Fundstellen im Glarnerland. Denn die Überreste aus der Vergangenheit erlauben einen Blick in die Welt unserer Vorfahren. Aktueller Stand: 281 Fundstellen – davon die meisten in Glarus Nord.

Südostschweiz
05.10.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Bald alle Funde auf einen Blick: Die Ruine Sola (Bild), nördlich von Sool, gehört zu den wenigen Orten, wo bereits archäologische Ausgrabungen stattfanden.
Bald alle Funde auf einen Blick: Die Ruine Sola (Bild), nördlich von Sool, gehört zu den wenigen Orten, wo bereits archäologische Ausgrabungen stattfanden.
ARCHIVBILD

von Veronika Feller-Vest

Archäologie ist Aufgabe der Kantone. Archäologische Funde gehören der Allgemeinheit. Funde müssen dem Departement Bildung und Kultur Hauptabteilung Kultur gemeldet werden. Bis in die 1970er-Jahre wurden archäologische Ausgrabungen vor allem aus wissenschaftlichem Interesse vorgenommen, zum Beispiel bei einer Burg. Heute handelt es sich meist um Not- und Rettungsgrabungen, wenn archäologisches Kulturgut – in der Regel durch geplante Bauvorhaben – unmittelbar von der Zerstörung bedroht ist.

Ein Einzelfund sagt wenig aus

Seit 2013 ist eine einzige Stelle im Kanton Glarus für Archäologie zuständig, vorher waren die Verantwortlichkeiten aufgesplittert. 2016 startete der Kanton ein Projekt zur Erstellung eines Inventars der archäologischen Fundstellen. Ziel ist ein umfassender Überblick über alle Fundstellen im Kanton.

Neben hinlänglich Bekanntem wie dem römischen Wachturm in Filzbach, der Vorburg in Oberurnen, der Letzi in Näfels und Bergeten in Braunwald gibt es viele weitere Fundstellen. Mit Recherchen in der Literatur, bei Dienststellen, Museen, Archiven, Vereinen und Privatpersonen wurden Infos über Grabungen und Funde zusammengetragen.

«Erst wenn mehrere Gegenstände gefunden werden, kann von einer archäologischen Zone ausgegangen werden.»

An der Jahresversammlung des Historischen Vereins Glarus referierten Denkmalpflegerin Maja Widmer und Alissa Cuipers, Mitarbeiterin der Firma Pro Spect, zum Thema und zeigten Beispiele: «Ein Einzelfund wie ein bronzezeitliches Schwert am Linthkanal sagt wenig aus, wenn aber in diesem Gebiet noch weitere bronzezeitliche Metallgegenstände gefunden werden, kann von einer archäologischen Zone ausgegangen werden», so Cuipers.

Auch bei Glarus tragen verschiedene Überreste zu einem Gesamtbild bei. Darunter die erste Kirche beim heutigen Gerichtshaus aus dem 6. Jahrhundert, die Michaelskapelle auf dem Bürgli aus dem 10. Jahrhundert, Siedlungsspuren im Eichen aus dem 14. und 15. Jahrhundert oder die Grundmauer des Trümpyhauses am Spielplatz aus dem 15. Jahrhundert. In Glarus lässt sich somit eine mittelalterliche Besiedlung ab dem 6. Jahrhundert nachweisen.

Archäologische Zonen definieren

Ziel der Erfassung der einzelnen Fundstellen ist das Definieren von archäologischen Zonen, damit die Kantonsarchäologie bei Bauvorhaben frühzeitig eingeschaltet werden kann. So lassen zum Beispiel Dorfkerne auf interessante Entdeckungen hoffen. Allerdings sind zahlreiche Befunde schwer einzuordnen. Der Hügel Oberbüelen bei Netstal wird in der Literatur als Burg bezeichnet. Trotz einer Begehung im Jahr 1970 ist noch immer nicht klar, was wirklich dort stand.

Mittlerweile geht man von 281 Fundstellen aus. 125 befinden sich in Glarus Nord, 50 in Glarus und 105 in Glarus Süd. Manchmal ist die Anzahl bekannter Fundstellen eine Folge gezielter Nachforschungen.

So wurden im Gebiet von Glarus Nord bei der Linthkorrektion Anfang des 19. Jahrhunderts zahlreiche bemerkenswerte Objekte gefunden. Man hat deshalb in dieser Gegend immer wieder gesucht und die Linthsanierung 2000 archäologisch begleitet. Zu den Fundstellen in Glarus Süd zählen auffallend viele Alpwüstungen, also Reste von verlassenen Alpgebäuden. Eine Ursache dafür ist, dass ab den 1970er-Jahren systematisch Alpwüstungen ausgegraben worden sind. Über die Talsiedlungen weiss man kaum etwas, da bisher keine entsprechenden Forschungen betrieben worden sind. Von den Fundstellen stammen 18 aus der prähistorischen, 27 aus der römischen Zeit, 68 aus dem Mittelalter und 94 aus der Neuzeit.

Nach der Erfassung der Fundstellen stehen weitere Massnahmen an: Begehungen, Sondierungen und gegebenenfalls Grabungen. Bei der Freilegung werden die Befunde dokumentiert, gezeichnet, fotografiert und vermessen, inventarisiert und bei Bedarf konserviert. Danach werden die Funde aufgearbeitet und ausgewertet. Zum Schluss werden die Ergebnisse der Öffentlichkeit durch Publikationen, Ausstellungen, Führungen und Vorträge präsentiert. Nach der Fertigstellung des Fundstelleninventars sollen die ausgewiesenen archäologischen Zonen auf dem Geoportal des Kantons Glarus einsehbar sein. .

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