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Stadtbusse sollen zu Lebensrettern werden

Das Interesse an Defibrillatoren steigt stetig: Eine Umfrage in der Region offenbart aber, in den meisten Gemeinden sind die mobilen Lebensretter nur zu festen Öffnungszeiten für die Bevölkerung zugänglich.

Südostschweiz
22.09.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Rarität: Defibrillatoren, die 24 Stunden für die Öffentlichkeit zugänglich sind wie jener am Bahnhof Jona (Bild), sind in der Region noch nicht viele vorhanden.
Rarität: Defibrillatoren, die 24 Stunden für die Öffentlichkeit zugänglich sind wie jener am Bahnhof Jona (Bild), sind in der Region noch nicht viele vorhanden.
MANUELA MATT

von Fabienne Sennhauser

Wenn das Herz aufhört zu schlagen, zählt jede Minute. Kein Wunder, setzen immer mehr Städte, Gemeinden und Firmen auf einen Laien-Defibrillator – einen sogenannten automatisierten externen Defibrillator (AED). So montiert die Schweizerische Südostbahn AG (SOB) bis Ende September an 23 Bahnhöfen Defibrillatoren des neusten Typs «AED 3». Dazu gehören auch die Bahnhöfe Wattwil, Samstagern, Freienbach, Wilen bei Wollerau und Wollerau.

Eine Umfrage zeigt zudem, dass sich auch die Gemeinden am Obersee immer häufiger für den Notfall rüsten. In rund der Hälfte der Gemeinden ist ein Defibrillator im Gemeindehaus vorhanden. Ebenfalls ist es in den meisten See-Gaster-Gemeinden Usus, dass in Schulhäusern, Sportanlagen und Bädern ein Defi installiert wurde.

Defi mit Öffnungszeiten

Absoluter Spitzenreiter am Obersee ist Rapperswil-Jona. Bereits 2013 verfügte das Stadtgebiet über mehr als 40 Defibrillatoren. Die Stadt trägt ausserdem das Label Herzstadt. Dazu gehört etwa eine gleichnamige App, deren Kernstück ist die Defibrillatorensuche. Benötigt man eines dieser lebensrettenden Geräte, öffnet man per Knopfdruck die Übersicht. Sofort werden die nächstgelegenen Defis angezeigt, und der Benutzer wird zum jeweiligen Gerät gelotst. Derzeit ist die «Herzstadt-App» jedoch ausser Betrieb. Dies, weil wichtige Updates bisher noch nicht finanziert werden konnten. Im neuen Jahr soll die Applikation gemäss den Verantwortlichen aber wieder online gehen. Obschon Rapperswil-Jona in sämtlichen stadteigenen Gebäuden Defis installiert hat, ist nur ein einziges Gerät auf dem gesamten Gemeindegebiet rund um die Uhr zugänglich, nämlich jenes am Bahnhof Jona.

Auch in anderen Gemeinden des Linthgebiets sieht die Bilanz nicht viel besser aus. Einzig Eschenbach und Weesen verfügen neben der Rosenstadt noch über 24 Stunden zugängliche Defibrillatoren-standorte.

In der Gemeinde Eschenbach arbeitet man nach Auskunft von Gemeindeschreiber Thomas Elser derzeit daran, sämtliche neun vorhandenen Geräte an Aussenstandorte zu transferieren.

Chauffeure sind ausgebildet

Wieso aber sind im Linthgebiet derart wenige Defibrillatoren rund um die Uhr zugänglich? Gemäss Roland Meier, Feuerwehrkommandant von Rapperswil-Jona, habe man die Erfahrung gemacht, dass Defibrillatoren an Aussenstandorten oft Vandalenakten zum Opfer fallen. Meier hat deshalb ein alternatives Notfallkonzept ins Auge gefasst. Geht es nach dem Feuerwehrkommandanten, sollen dereinst alle Stadtbusse mit mobilen Defis ausgerüstet sein. Sämtliche Chauffeure wären dann geschult im Umgang mit den AED-Geräten.

«Die Busse sind ständig, überall im ganzen Stadtgebiet unterwegs. Tritt irgendwo ein Notfall auf, können Passanten den nächsten Bus anhalten und um Hilfe bitten», so die Vision von Meier. 2019 möchte er deshalb mit Stadt und Verkehrsbetrieben erste Gespräche dazu führen.

Konfrontiert mit dieser Idee, meint Joe Schmid, Leiter Angebot und Markt bei der Verkehrsbetriebe Zürichsee und Oberland AG (VZO): «Zuerst müsste ein konkretes Projekt bei uns auf dem Tisch liegen, bevor wir über dessen Machbarkeit bestimmen können.» Für die VZO habe Erste Hilfe im Notfall aber durchaus einen hohen Stellenwert. So müssten alle Chauffeure im Zuge ihrer Ausbildung einen entsprechenden Kurs besuchen und dieses Wissen regelmässig auffrischen.

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