Es stinkt zum Himmel

Wer seine Zigarettenkippe auf die Strasse wirft, wird bestraft. Wer seinen Kehricht in einen öffentlichen Abfallkorb wirft, wird bestraft. Wer nicht den offiziellen Kehrichtsack seiner Gemeinde verwendet, wird bestraft. Und wer Kehricht in der Landschaft zu entsorgen versucht, wird – völlig zu Recht – sowieso bestraft. In Graubünden herrscht Ordnung, alle haben sich daran zu halten.

«Ja, schon», ist man versucht zu sagen, wenn man die schier unglaubliche Geschichte um den Abfall am Bahnhof Reichenau-Tamins liest. Kern des Problems ist dort, dass der Bahnhof Reichenau-Tamins zwar auf diesen Namen hört, politisch aber zu Domat/Ems gehört.

Für die Schweizer Post, in der Vergangenheit nicht eben für ihre Unbürokratie bekannt, scheint das kein Problem zu sein. Der Pöstler aus Tamins beliefert den Bahnhof und das benachbarte Wohnhaus, weil der Weg halt viel kürzer ist als jener aus Domat/Ems.

Für die kantonalen und kommunalen Behörden im Kanton ist diese Lösung aber keine Lösung. Die Gemeinde Tamins will nichts davon wissen, dass sie für den Abfall um den Bahnhof zuständig ist. Verständlich, der Bahnhof gehört nicht zur Gemeinde.

Die Rhätische Bahn, die den Bahnhof betreibt, will den Abfall des benachbarten Wohnhauses – im Gegensatz zu früher – ebenfalls nicht mehr entsorgen. Irgendwie auch verständlich, schliesslich ist nicht der Besitzer zuständig.

Und die Gemeinde Domat/Ems? Immerhin zahlen die Einwohner des Wohnhauses dort, in ihrer Wohngemeinde, Steuern und auch Gebühren für die Abfallentsorgung. Nur: Dort weiss man offenbar von nichts.

Was soll man davon halten? Richtig, es stinkt zum Himmel! Und das in Graubünden, wo Ordnung herrscht.

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