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Forschungszentrum macht die HSR für Wirtschaft attraktiver

Das Forschungszentrum der Hochschule für Technik Rapperswil hat die Erwartungen voll erfüllt. Gut zwei Jahre nach dessen Einweihung zieht Prorektor Alex Simeon eine überaus positive Bilanz. Es erlaube Forschern, kreativ zusammenzuarbeiten – «manchmal finden sie auch in der Cafeteria neue Lösungen.»

Jérôme
Stern
13.06.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Massgeschneiderte Problemlösungen: Alex Simeon ist stolz auf die Forschung an der HSR.
Massgeschneiderte Problemlösungen: Alex Simeon ist stolz auf die Forschung an der HSR.
JÉRÔME STERN

Im Forschungszentrum der Hochschule für Technik Rapperswil (HSR): An der Decke des Foyers hängt ein Luftschiff. Alex Simeon, Prorektor und Leiter der Forschung, erklärt: «Dieser autonom fliegende Zeppelin ist eine Semesterarbeit unserer Studierenden. Für Software und Elektronik konnten sie auf die Kompetenz unserer Institute zurückgreifen.»

Simeons Begeisterung ist offensichtlich. Er deutet auf einen Hightech-Rollstuhl mit elektrischem Allradantrieb im Foyer und erklärt, dass die HSR mit diesem «Roboterrollstuhl» 2016 Weltmeister beim Cybathlon-Wettkampf geworden sei.

Forschung wächst stetig

Seit zwei Jahren nutzt die HSR das neue Forschungszentrum – im April 2016 wurde der 42 Millionen Franken teure Bau eingeweiht. Elf der 16 HSR-Institute arbeiten hier an Aufträgen für die Industrie. Nun zieht Forschungsleiter Simeon ein rundum positives Fazit: «Dieser Bau gibt unserer Forschung ein Gesicht. Indem wir Themen bündeln, ergeben sich Kompetenzfelder, die wir propagieren können.» Wie erfolgreich dies geschieht, zeigen die Umsatzzahlen: 2004 erzielte die Hochschule mit solchen Aufträgen 12,5 Millionen Franken. 2017 war es rund 2,5-mal so viel, nämlich 31 Millionen.

Klar ist, dass Forschung für die HSR immer wichtiger wird. Ein grosser Vorteil des Forschungszentrums ist laut Simeon, dass man die Dienstleistungen für die Industrie besser kommunizieren kann. «Da wir unsere Kräfte bündeln, können wir viel stärker auftreten», sagt er. Um einen Firmenauftrag zu erhalten, müsse man eine gewisse Grösse haben, ansonsten komme man schnell an Kapazitätsgrenzen, so der Forschungsleiter.

«Wir fassen diejenigen Gebiete zusammen, die fachlich zusammengehören. Wie wir uns intern organisieren, interessiert den Auftraggeber nicht», so Simeon. Während Simeon in der Cafeteria einen Kaffee trinkt, erklärt er, wie bei einem Forschungsauftrag vorgegangen wird: «Meistens beginnen wir mit einem Konzept, welches eine Firma umsetzen möchte. Anschliessend fragen wir uns, welche physikalischen Grundlagen bei dem Konzept anwendbar sind.»

Abklärungen vor der Forschung

Bevor man sich anschliessend an die Forschungsarbeit mache, gelte es jedoch abzuklären, ob andere Unternehmen schon Patente zu ähnlichen Problemstellungen angemeldet hätten. «Manchmal kommen Auftraggeber mit einer Idee, die anderswo schon verwirklicht wurde», so Simeon.

Je nach Disziplin unterscheidet sich Forschung laut Simeon erheblich: Informatikwissenschaftler forschen beinahe ausschliesslich am Computer. Bauingenieure aus dem Fachbereich Wasserbau sind dagegen oft im Labor, wo sie ganze Flussläufe im Modell nachbauen und Versuche durchführen. Erst in einem nächsten Schritt werden die Ergebnisse am Computer ausgewertet.

Forschung auch in der Cafeteria

Für Simeon bietet das Forschungszentrum noch ganz andere, ungeahnte Möglichkeiten für Synergien: «In der Cafeteria des Forschungszentrums treffen sich zwanglos Leute der verschiedenen Institute. Gut möglich, dass sie in einer Kaffeepause Probleme diskutieren und dabei neue und interdisziplinäre Lösungen finden.» Klar ist: Austausch und Kommunikation zwischen den Instituten sind für Simeon wichtig und inspirierend.

An den Forschungsschwerpunkten sind nun meistens drei Kern-Institute beteiligt. So forschen beispielsweise das Institut für Energietechnik, das Institut für Umwelt- und Verfahrenstechnik sowie das Institut für Solartechnik im Forschungsschwerpunkt Energie und Umwelttechnik zusammen.

Zugleich sind weitere Institute mit der «Kerngruppe» vernetzt. Weil die Institute durch ihre Forschungsprojekte gute Kontakte zur Industrie und zu den Behörden pflegen, entstehen neue Projekte häufig durch direkte Anfragen. Doch manchmal erhält die HSR auch allgemeine Projektanfragen. Dann vermittelt Simeon den Interessenten aus seinem Büro direkt an das Institut, welches über die notwendigen Kompetenzen verfügt.

Nun würde man annehmen, dass auch Prorektor Simeon als Leiter der HSR-Forschung sein Büro im Forschungszentrum hat. Doch weit gefehlt. Er bevorzuge sein altes Büro im Schulgebäude 1, erklärt er. «Hier bin ich im Herzen der Hochschule. Die meisten Dozenten haben hier ihre Büros.» Ein kleines bisschen Besitzstandswahrung darf selbst an der auf Innovationen spezialisierten Hochschule sein.

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