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Manchmal wird die Gage auch einfach in ein Glace investiert

Beim Kinderjodelchörli Chlii Heimelig in Kaltbrunn lernen die Kleinen altes Schweizer Liedgut und die Jodeltradition kennenlernen. Das Proben macht ihnen Spass, wie ein Augenschein zeigt.

Südostschweiz
12.06.18 - 15:57 Uhr
Leben & Freizeit
Die jungen Mitglieder des Chörlis Chlii Heimelig können bereits hervorragend jodeln.
Die jungen Mitglieder des Chörlis Chlii Heimelig können bereits hervorragend jodeln.
BARBARA SCHIRMER

von Barbara Schirmer

Eine Schar Kinder sitzt im Kreis. Aus vollen Kehlen singen sie «Da sprach der alte Häuptling der Indianer, wild ist der Westen, schwer ist der Beruf – uf – uf». Wie auf Kommando verfinstern sich ihre Mienen bei «uf», die Hände schnellen nach vorne und landen mit einem dumpfen Klatschgeräusch auf der Brust. Fast könnten Zuschauer denken, sie befänden sich mitten in der Prärie irgendwo im Wilden Westen. Doch weit gefehlt. Die Kinder sitzen in Kaltbrunn. Genauer: im Keller der Turnhalle neben dem Oberstufenzentrum. Das Kinderjodelchörli Chlii Heimelig befindet sich in der Einsingphase.

Zweimal pro Monat treffen sich hier 35 Kinder, hauptsächlich aus Kaltbrunn, und üben unter der Leitung von Sandra Brand den Jodelgesang. Die Mädchen sind in der Überzahl, doch das scheint die Jungs nicht zu stören. Sie haben sich nebeneinander Stühle reserviert und stecken, sobald Sandra Brand den Rücken dreht, die Köpfe zusammen. Doch viel Zeit zum Tuscheln bleibt ihnen nicht. Das Programm ist straff, das nächste Lied folgt. Mit «Ade bini luschtig gsii» wird es bereits ein wenig urchig im Luftschutzkeller. «Das traditionelle Schweizer Liedgut liegt mir am Herzen», erklärt Sandra Brand. Darum singe sie auch immer wieder Volkslieder mit dem Chörli. Dann geht es ans Eingemachte. Die ersten Jodelklänge hallen durch den Raum. Armbewegungen unterstützen die Registerwechsel der Stimmbänder. Sandra Brand korrigiert die Mundstellung und fragt: «Wie rüeft de Puur dä Chüe?» Ein kräftiges «Jo ho ho ho» hallt durch den Raum, und schon erklingen die hellen Kinderstimmen harmonisch im Gleichklang.

«Ein Geschenk»

Es sei im Jahr 2015 gewesen, als der Jodlerclub Heimelig, Kaltbrunn, sein Jubiläum feierte. Da habe sie mit den Kindern der Jodler das Projekt gestartet und einige Lieder mit ihnen eingeübt. Das Echo sei überwältigend gewesen. Die Anfragen häuften sich und immer mehr Kinder besuchten regelmässig die Proben. Sandra Brand ist sich bewusst, «so viele Kinder, die sich mit Freude dem Jodeln widmen, das ist ein Geschenk.» Längst nicht alle von damals seien geblieben. Dafür sind neue gekommen. Eine Herausforderung sei jeweils der Übertritt in die Oberstufe. Mehr Hausaufgaben, ein neuer Kollegenkreis und die Pubertät ziehen oft andere Interessen nach sich. Doch Sandra Brand sieht das pragmatisch. «Ein Grundstein ist gelegt: Vielleicht kommt das eine oder andere nach einer Pause wieder und singt irgendwann in einem Jodelchor.» Das würde sie sehr freuen.

Brand selber ist seit vielen Jahren ein Fan des Jodelgesangs, singt selber in einem Chor und einer Kleinformation. Sie liess sich zur Dirigentin und Kursleiterin ausbilden und schloss kürzlich eine Ausbildung für das Jugend- und Musik-Zertifikat im Bereich Jodeln ab. «Der Jodelgesang bietet einem einfach ein schönes Lebensgefühl», fasst sie ihre Motivation zusammen. Gerne gibt sie ihr Wissen an Interessierte und daher auch an die Kinder weiter.

Jodelfest als Ziel

Das aktuelle Ziel des Chörlis Chlii Heimelig ist das nächste Nordostschweizer Jodelfest in Winterthur. «Ich möchte, dass die Kinder die tolle Stimmung eines solchen Fests miterleben dürfen», erklärt die Chorleiterin. Da sie selber aktiv singe, sei das zwar schon eine Herausforderung. Doch sie könne zum Glück auf die Eltern der Kinder zählen. So sei das auch bei anderen Auftritten. Ob bei Geburtstagsfeiern, Familienfesten oder öffentlichen Anlässen – wann immer das Chörli Chlii Heimelig sich in der Öffentlichkeit zeigt, werken im Hintergrund viele emsige Helfer. Da gilt es, die Trächtli zu bügeln, aber auch, diese den stetig wachsenden Kindern anzupassen, Autotransporte zu organisieren und Frisuren zu flechten. Bekommt der Chor Gage für einen Auftritt, wird das Geld in Trachtenmaterial, einen gemeinsamen Ausflug oder, ganz zur Freude der Kinder, in ein Glace investiert.

Im Keller unter der Turnhalle beim Oberstufenzentrum ist für die Jüngeren Feierabend. Sie stürmen unter lautem Hallo nach draussen und überlassen den Grossen das Proben. Mit ihnen kann Sandra Brand bereits intensiver arbeiten, ihnen noch mehr Tipps und Tricks zum perfekten Kehlkopfschlag und dem Halten von Tonhöhen vermitteln. Zeit auch für den Besuch, zu gehen. Kaum schliesst sich die Tür, stimmen die Kinder in einen Jodel ein. Die Stimmen hallen leise nach draussen, vermischen sich mit den Sonnenstrahlen des Abends und zaubern ein Stück heile Welt ins Linthgebiet.

Drei Fragen an... Nadin Hager (10)

1. Wie lange singst Du schon beim Kinderjodelchor Chlii Heimelig?
Schon lange. Ich begann damit, weil ich gerne singe. Meine Mutter fragte mich, ob ich einmal in eine Probe gehen wolle. Gekannt habe ich vorher eigentlich, bis auf einen Jungen, niemanden. Doch das war kein Problem. Die waren alle nett. Wir haben es immer sehr lustig zusammen.

2. Wie ist das an den Auftritten, bist du da nervös?
Das ist schon speziell. An den Proben treffen wir uns alle mit den normalen Kleidern. Für die Auftritte ziehen wir die Trachten an. Dann weiss man immer: Jetzt gilt es ernst. Mich stört das aber nicht. Nur das mit dem Zopfflechten, das finde ich nicht so toll. Aber das gehört halt auch dazu.

3. Hast Du ein Lieblingslied?
(Überlegt.) Schwyzerörgeli- musik und Jodellieder gefallen mir generell. Es gibt aber schon ein Lied, das ich ganz schön finde. «Muesch dini Seel ä chli la bambele la», heisst der Titel dieses Lieds. Das singen wir mit dem Kinderjodelchörli. Und dann sind da noch ganz viele andere schöne Lieder, die wir singen.

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