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Kunst und Kirche widmen Wochenende den Flüchtlingen

Ob im Labyrinth, in Stein gemeisselt oder in Form eines Theaters: An den diesjährigen Flüchtlingstagen gibt es in der ganzen Region Aktionen und Anlässe rund um das Thema Flucht. Dafür haben sich Menschen aus Kirche, Kunst und Kultur ins Zeug gelegt.

12.06.18 - 16:05 Uhr
Leben & Freizeit
Sechs Menschen aus Kirche, Kultur und von der Hilfsorganisation Caritas rücken Flüchtlinge ins Zentrum.
Sechs Menschen aus Kirche, Kultur und von der Hilfsorganisation Caritas rücken Flüchtlinge ins Zentrum.
DANIEL GRAF

Das kommende Wochenende wird ein ereignisreiches für das Linthgebiet. Neben Grossanlässen wie der Königsetappe der Tour de Suisse und des Blues’n’Jazz-Festivals in Rapperswil- Jona finden von Freitag bis Sonntag in der Region auch die nationalen Flüchtlingstage statt.

Eine Gruppe von sechs Personen aus dem Umfeld des «Solidaritätsnetz Ostschweiz» (siehe Infokasten) hat dazu ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. «Das ist ein Novum, war das Linthgebiet in vergangenen Jahren während der Flüchtlingstage doch immer ein weisser Fleck auf der Landkarte», erklärte Urs Bernhardsgrütter, Diakoniebeauftragter der Seelsorgeeinheit Rappers-wil-Jona an der gestrigen Presseorientierung bei der Schmerkner Seebühne.

Theater mit vielen Lichteffekten

Los geht es am Freitag um 21 Uhr mit einem Theater auf eben jener Bühne. Das Zürcher «Theater 58» zeigt das Stück «Der Engel» von Silja Walter. «Die Figur des Engels dient als Aufhänger. Es geht um Fragen wie: In welchen Rollen treten Engel heutzutage auf? Was würde der Erzengel Rafael aus dem Stück angesichts der vielen Kriege, Flüchtlingsströme und dem Fremdenhass an vielen Orten unserer Welt tun?», erläutert Bruno Jud, Diakon und Pfarreileiter in Schmerikon.

Weiter geht es am Samstag um 13.30 Uhr mit einer Spezialführung für Flüchtlinge durch die Ausstellung «Xaver Suters Reise nach Amerika 1849» im Stadtmuseum Rapperswil. «Die Parallelen zwischen der damaligen Flucht von Schweizern in die Neue Welt und den heutigen Überquerungen des Mittelmeers durch Flüchtlinge haben mich zu dieser Aktion inspiriert», erläuterte Bernhard Krapf, Leiter der Caritas-Regionalstelle Uznach.

Den Flüchtlingen soll so unter anderem aufgezeigt werden, dass die Schweiz vor nicht allzu langer Zeit selber ein Land war, aus dem Menschen aufgrund von miserablen wirtschaftlichen Verhältnissen flüchten mussten.

«Menschen stumpfen ab»

Spielerischer geht die Kunstschaffende und Psychotherapeutin Mirjam Rigamonti mit dem Thema um: Sie hat gemeinsam mit zwei anderen Künstlern ein Labyrinth aus Holz und Jute gebaut. «Elend und Leiden der Flüchtenden ermüden Menschen und stumpfen sie ab. Mit diesem Zugang möchte ich Verständnis wecken und Wege zu lösungsbringenden Auseinandersetzungen öffnen», erklärte Rigamonti ihre Idee. Im Labyrinth sollen Menschen Sehnsuchts-Orte, die nicht mehr sind, verlassen und ihren Träumen in eine bessere Zukunft folgen. Rigamonti betont, dass der Ansatz zwar spielerisch ist, die Kunstinstallation sich aber mit ernsten Themen auseinandersetzt.

Ebenfalls künstlerisch setzt sich Stein-Bildhauer Ernesto Ghenzi mit dem Thema auseinander: In der alten Zementi am Dorfausgang von Schmerikon auf dem Strandweg Richtung Bollingen wird er gemeinsam mit Flüchtlingen und anderen interessierten eine Skulptur schaffen: «Die Flüchtlinge bekommen die Möglichkeit, ihren persönlichen Weg in einem grossen Sandstein nachzuzeichnen, ihre Spuren darin zu hinterlassen», erläuterte Ghenzi. Auch Spaziergänger seien herzlich willkommen, diesem Erlebnis beizuwohnen und in Kontakt zu treten mit den Asylsuchenden. «Der Stein ist dabei Mittel zum Zweck.»

Wie das Kunstwerk am Schluss aussehen wird, ist laut Ghenzi offen. «Ich habe zwar eine Idee, doch diese muss nicht so umgesetzt werden.» Nach Abschluss des Wochenendes würde es ihn freuen, wenn die Skulptur an einem Ort aufgestellt werden könnte, wo sich viele Flüchtlinge bewegen. Interessierte können sich bei ihm melden.

Zwei Gottesdienste am Sonntag

Zu guter Letzt organisiert Michael Vogt, Pastoralassistent der Seelsorgeeinheit Eschenbach zwei Gottesdienste: Ein ökumenischer Gottesdienst für sämtliche Konfessionen findet am Sonntag um 10.30 Uhr in der katholischen Kirche in Eschenbach statt. Zur selben Zeit wird in der katholischen Kirche Benken eine Eucharistiefeier mit anschliessendem Apéro gefeiert.

Zum Abschluss der gestrigen Medieninformation bedankte Bernhardsgrütter sich bei allen Beteiligten. «Wir sind stolz, dass dank dem Engagement aller anlässlich der Schweizer Flüchtlingstage ein vielfältigeres und umfangreicheres Programm als je zuvor im Linthgebiet auf die Beine gestellt werden konnte.»

Menschenwürdige Asylpolitik im Fokus
Das Solidaritätsnetz entstand im Jahr 2004 als Reaktion auf die wiederholten Verschärfungen des Asylgesetzes. 21 Einheimische und sechs Flüchtlinge gründeten gemeinsam das Solidaritätsnetz St. Gallen. Hauptanliegen war die Menschenwürde für alle. Im November 2005 wurde die Organisation in Solidaritätsnetz Ostschweiz umbenannt. Seitdem setzt sie sich in der Region konsequent für eine menschenwürdige Asyl- und Migrationspolitik ein. Heute zählt die Basisbewegung des Solidaritätsnetzes über 1300 Personen.

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