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Queer – oder in Zeiten sexueller Vielfalt

Sie nennen sich selber «falschsexuell» und meinen damit: Wir sind einfach nicht Hetero. Ob schwul, lesbisch, bi oder trans – diesen Samstag gehen sie für ihre Anliegen in Chur auf die Strasse.

Pierina
Hassler
16.05.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Am Zurich Pride Festival demonstrieren Menschen unterschiedlichster Sexualität für ihre Rechte.
Am Zurich Pride Festival demonstrieren Menschen unterschiedlichster Sexualität für ihre Rechte.
WALTER BIERI/KEYSTONE

Pascal Pajic kennt man in Graubünden. Der engagierte Medizinstudent ist in der Geschäftsleitung der Juso Schweiz. War Gründer des Jugendparlamentes und ist Co-Gründer der Gruppe «whatever Graubünden». Und diese Gruppe liegt ihm ganz besonders am Herzen. «Wir sind Jugendliche und junge Erwachsene mit queerer Sexualität», sagt Pajic. Queer bedeutet wörtlich seltsam oder komisch. Eigentlich gehört es zu den vielen Schimpfwörtern, die in allen Sprachen zur Bezeichnung von Homosexuellen im Umlauf sind. Seit den Neunzigerjahren verwenden aber Lesben, Schwule, Trans- und Bisexuelle das Wort zur Selbstbezeichnung und besetzen es damit positiv.

Strassenaktion in Chur

Ob schwul, lesbisch, bi, trans-, inter- oder asexuell, die Sexualität sei etwas Komplexes, sagt Pajic. Man könne sie nicht mit einfachen Worten definieren. Sie sei eben queer. «Und deshalb ist es wichtig, dass wir uns zusammentun, auch um gegen aussen zu kommunizieren.»

Und genau dies tut «whatever» diesen Samstag ab 14 Uhr auf dem Chu-rer Alexanderplatz. «Gemeinsam mit der Aids-Hilfe Graubünden und der lesbischen Organisation Staigaissa veranstalten wir eine Strassenaktion», sagt Pajic. Man wolle zeigen, dass auch in Graubünden viele queere Menschen leben würden.

Zeichen gegen Diskriminierung

Es geht Pajic und seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern aber um mehr als nur um die Präsentation von «bunten» Menschen. «Wir wollen ein Zeichen gegen Diskriminierung setzen und für mehr Aufklärung sorgen.» Denn Diskriminierung gebe es auch hier. «Und zwar oft und krass», sagt Pajic. Seinesgleichen werde einerseits gesellschaftlich diskriminiert, mit bösen Blicken bestraft; sogar angespuckt werde man. Jeder Angriff treffe ihn zwar mitten ins Herz, aber er habe gelernt, Situationen abzuschätzen und damit umzugehen.

«Wir wollen ein Zeichen gegen Diskriminierung setzen und für mehr Aufklärung sorgen.»

Alle haben einen Platz

Neben der gesellschaftlichen gebe es aber auch die gesetzliche Diskriminierung, sagt Pajic. «Wir dürfen nicht heiraten, kein Blut spenden, keine Kinder adoptieren.» Gerade solche Ungerechtigkeiten haben dazu geführt, dass im Herbst 2016 «whatever Graubünden» aus der Taufe gehoben wurde. «Wir bieten einen geeigneten Safespace für die falschsexuelle Jugend in Graubünden.» Bei den «whatever»-Treffen könnten alle Menschen so sein, wie sie sich fühlen würden. «Wir führen interessante Diskussionen, spielen Spiele, schauen Filme, tauschen Erfahrungen aus und informieren über aktuelle Anlässe und Aktionen», so Pajic.

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